Einführung (überspringen)
Die Kupplungen zwischen den Modellfahrzeugen sind seit jeher ein
heiß umstrittenes Thema und in Wirklichkeit der Bereich, in dem
unsere Modelle noch die größte Altlast an spielzeughaftem
Aussehen bringen.
Wir haben inzwischen Lokmodelle, da ist jedes Teil dargestellt, lesbare
Anschriften sind 0,3 mm hoch, wir fahren mit RP25-Radsätzen auf
1,9 bis 2,1 mm hohen Profilen, wir haben vorbildgerechte
Kleineisendarstellungen und 0,2 mm starke Griffstangen und kuppeln
unsere Modelle weiter mit wagentürgroßen Vorrichtungen, die
so aus den 40ern stammen?
Man sieht also, daß gerade hier noch erheblicher
Verbesserungsbedarf besteht. Nun vertrete auch ich den Standpunkt, eine
Kupplung sollte in erster Linie betriebssicher sein und erst in zweiter
Hinsicht zierlich bis vorbildgerecht. Deshalb benutzte ich bis vor
kurzem, also 2004, Bügelkupplungen gemischt mit Rocos
Universalkupplung. Im Zusammenhang mit dem Umbau der bestehenden Anlage
und eine geplante Hinwendung zu Pilz Elite als Gleismaterial und RP25
finscale als Radnorm, störte mich die Kupplung immer mehr. Nicht
nur die schiere Größe, auch der Anbringungsort der
Vorrichtung. Weiter sind meine Erfahrungen mit RP25 bei Zweiachsern in
Verbindung mit Kulissenführungen bei schweren Zügen und
großen Steigungen nicht überzeugend hinsichtlich einer
unkomplizierten Verwendung. Daraus resultiert z.B. die Idee, Normschächte mit
Federpuffern ohne Kulisse zu benutzen.
Wie dem auch sei, KK sind klobig (Roco UK), bedürfen einer
erhöhten Pufferanbringung (Märklin), nicht sicher (Roco) oder
brauchen einen ordentlichen Knuff zum Einkuppeln (GFN). Und die
Bügelkupplungen sind auch keine Alternative. Brauchbar wäre
möglicherweise die i-Kupplung von Piko, aber die Originale sind
vom Material her eher minderwertig und eine Neuauflage (damals MdN 2,50
das Paar) würde geschätzte 8 bis 10 Euro kosten. Das gleiche
Bild zeigt sich bei den übrigen Ideen, die engagierte Modellbahner
entwickelten. Sei es nun der Vorschlag von Trost (1956), eine Schaku
mit
Kulissenführung zu benutzen, die französische
Korkenzieherkupplung oder auch die englische Drahtkupplung. Alles nicht
so richtig der große Wurf.
Das ist die schwedisch-norwegische Kupplung auch nicht, um es eingangs
zu sagen. Es bedarf einiger Erfahrung und Übung bei der
Anfertigung und Regulierung und im Betrieb erlebt man auch einige
Überraschungen, vor allem bei der Verletzung der Voraussetzungen.
Im Prinzip ist die TB-Kupplung eine einfache, aber doch wirkungsvolle
Draht-Konstruktion, das Material ist billig
und sie wird von den Anwendern als sehr sichere Kupplung beschrieben,
die weit
betriebssicher sei als die industriell hergestellten Kupplungen. Gut,
solche Argumente hört man auch von Linuxfreunden :-), mir machte
es erst einmal genug Mut, mich damit und den entsprechenden Versuchen
zu befassen.
Im übrigen ist die TB-Kupplung zur Zeit ein Muß für den
ernsthaften
Modellbahner in Skandinavien, und da ich auch ein ernsthafter
Modellbahner sein will... :-)
Das wichtigste zu dieser Kupplung haben andere kürzer und besser
beschrieben als ich es vermag, so Erik
Melzer, er bietet weiterführende Links und eigene Gedanken und
Pläne, Steinar Snøtun
in deutsch (auf den Seiten von Jürgen Uhlich) und einer der
maßgeblichen Weiterverbreiter des
ganzen, Lars
Lundgen in englisch. Hier gibt es auch die nötigen
Zeichnungen und ein paar Fotos. Dabei ist zu beachten, daß Lars
Lundgen die Urform der Kupplung beschreibt, Steinar
Snøtun eine abgewandelte Variante.
Man möge sich also auch diese Artikel unbedingt vorher ansehen,
bevor der Nachbau
beginnen soll.
Weil ich nicht richtig hingeguckt habe, begann ich meine Versuchsreihe
mit der
Trådbygelkoppel nach
Steinar
Snøtun:
Seite 1 beschreibt die Anfertigung der
Kupplung
Seite 2 zeigt Bilder vom
Kupplungsvorgang,
Seite 3 beinhaltet eine
Veränderung um vorhandene Entkuppler weiter nutzen zu können,
Seite 4 zeigt die
Ausführung des Hakens nach Lars Lundgen,
Seite 5 soll alle
Veränderungen und möglichen Modifikationen darstellen
Seite 6 sehe ich für Videos und Erfahrungsberichte vor und auf
Seite 10 letztlich werde
ich
meine Schlußfolgerungen formulieren.
Die Voraussetzungen
Bedingung sind große Radien, ich denke ab 600
mm kann man über die TB-Kupplung nachdenken, darunter wird der
Kupplungsabstand zu groß, das sieht dann schon nicht mehr gut
aus.
Weiter muß die Puffermitte genau 12 mm über
Schienenoberkante liegen. Nicht 13 mm, nicht 11,2; nein: 12 mm. Diese
Bedingung erfüllen eine Reihe Fahrzeuge verschiedener Hersteller.
Die Radsätze müssen in den Lagern ordentlich sitzen.
Unbrauchbar sind Wagen, bei denen die Radsätze soviel Spiel haben,
daß sie sich schräg stellen und in dieser Position
verharren. (Z.B. die dreiachsigen Abteilwagen von Roco).
Die Bügel und Haken müssen nach den Vorgaben gefertigt sein.
Eine ordentliche Gleisanlage sollte ebenso Grundlage sein wie Geduld
bei der Anfertigung.
Das Material
Benötigt werden etwas Polystyrol (oder Messingrohr mit dem
Innendurchmesser von 0,5 mm für Metallwagen), Gitarrensaiten mit
dem Durchmesser von 03 mm bzw 0,016 Zoll. Oder irgend ein anderer
Federstahldraht mit den oder ähnlichen Abmessungen. An
Werkzeug
wird eine Zange, ein Seitenschneider, ein wie auch
immer angetriebener 0,5er Bohrer benötigt, sowie etwas Sandpapier
und eine Brünierbeize.
Die Anfertigung und der
Einbau
Vom auszurüstenden Wagen werden die vorhandenen
Kupplungen und deren Halterungen entfernt. Ich rüste zur Zeit nur
Wagen ohne KKK aus, und meine Eigenbauten um. In diesem Zusammenhang
sollte ich noch erwähnen, daß bei mir eher kurze Fahrzeuge
verkehren, die längste Dampflok ist die S 10, die längste
Ellok die EP 248, ich habe hauptsächlich zweiachsige
Güterwagen, dreiachsige Abteilwagen und vierachsige Preußen.
Vorerst gilt das nachstehend Gesagte nur für Güterwagen.
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Bild 1
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Bild 1 zeigt einen Eigenbau auf einem Trix-Fahrwerk.
Die originale Kupplung ist entfernt, die Öffnung in der
Pufferbohle
verschlossen. Nun werden neben den Puffern, mittig zu diesen zwei 0,5mm
starke Löcher so tief wie möglich gebohrt. Ich habe sie noch
leicht schräg nach außen angesetzt. Das sorgt dafür,
daß der Drahtbügel auch ohne Kleber bereits einen gewissen
festen Sitz hat.
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Bild 2
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Nun wird der Bügel gebogen. Er soll den Raum
zwischen den Puffern genau ausfüllen und nach vorn mit den
Puffertellern abschließen. Ich habe ihn so gefertigt, daß
er sich beim Schieben des Wagen hinten abstützt, also nicht nur
durch den Klebstoff gehalten wird.
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Bild 3
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Bild drei zeigt den Bügel von vorn...
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Bild 4
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...und Bild 4 von der Seite. Er besteht, wie schon oben
erwähnt, aus 0,3er Federstahldraht. Das ist die Ausrüstung,
die auch nichtvorspannfähige Loks bekommen. Der Draht muß
nun noch ordentlich verklebt werden, daß er in der Position
bleibt. Vom Anstrich wird abgeraten, ich habe die vordere Kante blank
gelassen und den Rest mit einem Edding angemalt. Bei den späteren
Versuchen habe ich dann brünierte Drähte benutzt.
Nun zum Bügel. Man nutze die Zeichnungen von den oben verlinkten
Seiten.
Beim Auflaufbügel könnte es sinnvoll sein, den Bogen zur
Seite zu biegen um etwa 1,5 mm Platz zu gewinnen.
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Bild 5
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Ich habe vorher mit etwas Silberdraht geübt, bevor
ich an den Federdraht ging. Den hochstehenden Auflaufbügel habe
ich etwa 7 - 8 mm lang gelassen, den kürze ich später auf
das nötige Maß, der eigentlich Zughaken ist rund 3 mm lang.
Dafür, und zum Biegen der nächsten Abschnitte habe ich eine
Zange genommen, auf der ich Markierungen angebracht habe, um immer die
gleichen Abstände zu erhalten. Bild 5 zeigt einen Bügel aus
zwei Ansichten. Die beiden letzten Abschnitte sind vom Wagen, vom
Anbringungsort der Halterung und vom Wunsch nach Zusatzfunktionen
abhängig. Aber dazu später.
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Bild 6
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Bild 6 zeigt einen eingebauten Haken von unten.
Gelagert ist er in Vierkantprofil aus Polystyrol. Der Haken ist
außermittig anzubringen, linksseitig um 2 -3 mm verschoben, also
in Richtung des flachen Puffers. Für den Fall, daß man mal
mit anderen Modellbahnern spielt, sollte das schon auf der richtigen
Seite sein. Je nach Größe der verwendeten Radien auf der
Anlage, ist der Abstand des Hakens vom Bügel zu wählen. Ich
nutze 3 mm, das genügt für meine Radien (Norm 600 und
größer, 15°-Weichen im Altteil, sonst 12°- und
9°-Weichen). Das klingt erst einmal groß, die
Universalkupplung von Roco hat, je nach Kulisse und Schacht, aber auch
2 mm Abstand aufzuweisen.
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Bild 7
Bild 7 zeigt den gleichen Wagen von vorn, es ist ein
Ovl Würzburg. Wegen der laufenden Versuche ist hier die
Pufferbohle noch
nicht geschlossen.
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Bild 8
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