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 Stand: 08.01.2003
 Die Fahrleitungshilfszüge
Die Arbeitszüge
Allgemeines
Die Bezeichnung "Hilfszug" hat zwei Bedeutungen. 
Man bezeichnet als Hilfszug eine Zusammenstellung von Eisenbahnfahrzeugen, die nur den Zweck haben bei Störungen, Havarien und Unfällen Mannschaften und Geräte bis zur Unglücksstelle zu transportieren. Durch die spezielle Ausrüstung sollte der Hilfszug in der Lage sein, auch mehrere Tage vor Ort zu bleiben und der Hilfszubesatzung alle Bedürfnisse zu befriedigen.
Zu diesem Zweck bestand der Zug aus mehreren speziellen Fahrzeugen, die eine Werkstatt enthalten, Material mitführen, Großgeräte und natürlich Aufenthaltsraum und Kochgelegenheit. Der Zug war beheizbar (weil Störungen meistens nachts bei Regen auftreten) und hat mitunter auch Schlafstätten an Bord.
Der Hilfszug steht, sofern die Bahngesellschaft entsprechende Prioritäten setzt, auf einem größeren Bahnhof bereit, ihm ist eine Lokomotive zugeteilt, die entweder direkt beim Zug verbleibt oder innerhalb der Alarmierungszeit am Zug sein kann.
Die Bezeichnung "dringlicher Hilfszug" ist auch eine betriebsdienstliche Kennung, der Zug verkehrt unter einer 99er Zugnummer und wird bevorzugt behandelt. Eine 99er Nummer und die technische Ausstattung "Hilfszug" müssen nicht identisch sein. Außerhalb von Störungen werden die Fahrzeuge auch für Bauarbeiten eingesetzt.

Hilfszüge der DRG


Anfangs wurden einige umgebaute Triebwagen neben einer geringen Anzahl Neubaufahrzeuge eingesetzt. Die geringe Anzahl dieser Fahrzeuge und die Störanfälligkeit der Fahrleitung in den Anfangsjahren läßt vermuten, daß auch umgebaute G-Wagen (Gn Stettin, Posen oder München) mit einer Bühne, gezogen von Länderbahnlokomotiven als Hilfszüge im Einsatz waren.

Arbeitszug mit Montagewagen, auch als Hilfszug eingesetzt.
Quelle: Siemens Handbücher, 15. Band, 1929. Sammlung Mario Menge.



Prüfungswagen der RBD Breslau Nr. 76 7507
Das Fahrzeug entstand aus einem Benzoltriebwagen der KPEV etwa 1925.
Der Triebwagen zeigt schon alle Attribute, die moderne ORT aufweisen. Eine Hauptbühne wird ergänzt durch eine schwenkbare Seitenbühne.
An beiden Fahrzeugenden befinden sich Stromabnehmerbügel.
In den ersten Jahren dienten sie der Erdung der Fahrleitung, später stellte sich heraus, daß bei einer Erdschlußfahrt (E-Lok fährt in einen abgeschalteten und geerdeten Abschnitt ein, der Bügel bzw. die Bügel überbrücken den Streckentrenner, es kommt zum Kurzschluß) die angelegten Bügel den Arbeitern keine ausreichende Sicherheit boten.
 
 

 

Fahrleitungsmontagetriebwagen der Fahrleitungsmeisterei Lauban
Quelle: Sammlung Dieter Herfeldt


Turmwagen der RBD München
1927 beschaffte die DRG für die Instandhaltung und Entstörung im Raum München drei dieser Akkutriebwagen. Weitere Informationen finden Sie in jedem guten Triebwagenarchiv.       

Das Modell hat die Firma Günther Modellbau im Angebot.



Quelle: Siemens Handbücher, 15. Band, 1929. Sammlung Mario Menge.


Hilfszüge der DR


Hilfszug des Bsw Ludwigsfelde
Das Bahnstromwerk Ludwigsfelde verfügte nach der Gründung über zwei Zugkombinationen, die als Hilfszüge verkehrten. Die erste Möglichkeit war der Einsatz eines zweiachsigen "Oberleitungsrevisionstriebwagen"s. Dieser wurde als Hilfszug ausgeschickt, wenn der Umfang der Störung keinen Trommelwagen verlangte. Bei größeren Störungen, bei den das Kettenwerk beschädigt wurde, setzte Ludwigsfelde die gleiche Kombination wie das Bsw Berlin ein.





Hilfszüge des Bsw Berlin Rummelsburg
Nach der formalen Gründung des Bsw Berlin, etwa 1979/80 dauerte es noch geraume Zeit, bis Berlin einen eigenen Hilfszug bekam.
Nach dem Bezug des Geländes am Bahnhof Rummelsburg erhielt das Bsw einen Fahrleitungsmontagewagen (FMW), einen Trommelwagen und einen vierachsigen Schutzwagen. Gezogen wurde der Zug von einer Lok der Baureihe 106 (DR V 60).
Die 106 575 wurde mit einem Stromabnehmerbügel ausgerüstet und verblieb ständig in der Halle des Bsw.
Der FMW entstand im Raw Stendal aus einem vierachsigen gedeckten Güterwagen (GG) mit Handbremse. Stendal baute eine größere Anzahl dieser später bei AEG, ABB und Siemens sehr beliebten Fahrzeuge. Der G-Wagen erhielt ein neues Dach und eine hydraulische Hauptbühne über die gesamte Fahrzeuglänge, eine 2500 mm Seitenbühne und jeweils eine höhenverstellbare Rolle am Bühnenende. Im eigentlichen Wagen gab es einen Maschinenraum, eine Werkstatt und einen Aufenthaltsraum.
Der Wagen verfügte über ein Dreilicht- Spitzensignal und G-P- Bremse. Die Farbgebung war orange.
Der Trommelwagen entstand auf Basis eines vierachsigen Schienenwagens (SS) Er erhielt eine Halterung für die Trommeln mit sämtlichen Seilformen. An einem Ende bekam er einen elektrohydraulischen Kran und zum Schutz der Bediener ein Geländer.
Der Schutzwagen war zwischen den beiden Fahrzeugen notwendig, da der Fahrdraht beim Ziehen nicht geknickt werden darf, ist der Abstand zwischen der Trommel und der ausgefahrenen Bühne zu klein, ist die Verformung des Fahrdrahts unvertretbar.
Weiterhin transportiert der Flachwagen verschiedene Rohre, vorgefertigte Ausleger, die Pioniermaste und andere Materialien, die im Störungsfalle benötigt werden.
Eine Zeitlang fuhr im Hilfszug ein sechsachsiger "Beutewagen" mit.
Das war der Fall, wenn ein zweiter Hilfszug bereit gehalten wurde, der erste z.B. bei Bauarbeiten eingesetzt wurde.
Der Sechsachser kam nach dem Zugunglück bei Hohenneuendorf- West zum Bsw. Während der Störung wurden auf ihm die Ersatzmasten transportiert, beim Abrücken verblieb der Wagen beim Hilfszug.
Erst als der Wagenmeister zur Fristuntersuchung das Gelände des Bsw aufsuchte, fiel der "Beutewagen" auf. Er wurde daraufhin eingezogen.
Zum Ende der Achtziger stellte die DR neue ORT in Dienst, das Bsw Berlin erhielt ebenfalls zwei Fahrzeuge der BR 188.
Diese ersetzten dann die 106, die ORT fuhren später nur im Bedarfsfalle mit dem gesamten Wagenpark aus.
Bei kleineren Störungen rückt nur das MZA aus.
 
 
 
 
 
       

 


FMW 305, Bsw Rgb
Foto Jörg Hintze

MZA
Foto Jörg Hintze

ORT 304, Bsw Lf
Foto Jörg Hintze


Die Hilfszubesatzung
Der Fahrleitungshilfszug war mit acht Mann, den Lokführer nicht mitgezählt, zu besetzen.
Dazu gehörten ein Arbeitszugführer, der Hilfzugleiter und sechs Monteure. Die Funktionen Schaltberichtigter, FMW- Bediener, Sicherungsposten und Kraftfahrer waren unterschiedlich verteilt.
Die Hilfszugbesatzung war in "Vor-Ort-Bereitschaft" ständig in der Nähe des Zuges.
Nach einer Alarmierung hatte der Zug, Tag und Nacht, zwanzig Minuten Zeit, sich beim Fahrdienstleiter abfahrbereit zu melden.
In besonderen Situationen konnte auch eine Ausrückzeit von fünf Minuten befohlen werden.
Unter diesen Umständen waren die ersten Monteure mit dem Kfz bereits nach 10 bis 30 Minuten an der Störungsstelle, der Zug traf nur wenig später ein.
In der Regel war nach 60 min die Anlage abgeschaltet (Schaltzeit 20 min), geerdet, die schriftliche Freigabe erteilt, das Fahrzeug aufgerüstet und die Monteure bei der Arbeit.
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LKW W 50 mit Plauener Fahrleitungskoffer
Foto Jörg Hintze
Weitere Entwicklung
Nach Aufgabe der Bereitschaftsform und der Einführung von Rufbereitschaft vergehen mitunter drei bis vier Stunden, bis der erste Zuständige an der Störungsstelle ankommt.
Inzwischen wird der als Hilfszug verkehrende ORT auch erst mit einem zu Rufenden bemannt, dadurch entsteht die Situation, daß teilweise der Zugverkehr acht Stunden ruht, weil die Reparaturkolonne oder/und das Fahrzeug nicht schnell genug zur Unglücksstelle kommen.




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