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Baubericht  Weller-Weichen


Einführung
Eine weitere Möglichkeit für individuellere Weichen, ohne komplett in Selbstbau zu verfallen sind die Weichenrohlinge von Günter Weller.
Die ganze Fertigung war ursprünglich für den Eigenbedarf gedacht, inzwischen kann der interessierte Modellbahner aber die Bauteile erwerben. Fertige Weichen könnten später zum Angebot  gehören. Der Stand der Entwicklung im Frühjahr 2006 ist hier zu sehen.

Zum Beta-Tester ernannt, bekam ich drei verschiedene Weichen und ein paar Gleisjoche 3.Ordnung. Bei den Weichen handelt es sich um die fertigen Schwellenbänder einer 10°-Weiche mit etwa 1000er Radius, um eine 7,5°-Weiche mit knapp 2000er Radius und um eine Doppelweiche aus Epoxydharz, auch Drei-Wege-Weiche genannt. Letztere war ein Entwurfsmuster und passt mit 9°/12° perfekt zum Elite-Standard-Maß und ist praktisch eine Verschmelzung zweier Tilligschen Weichen. Damit hat man eine optimale Ergänzung, scheint Tillig doch keine derartige Weiche ins Programm zu nehmen.

Die Schwellenbänder sind aus eingefärbten Polyurethan gegossen, haben eine ordentlichen Farbton und lassen sich mit heißem Wasser leicht verformen. In kaltem Zustand sollte man sie unbedarften Personen nicht aushändigen, sie sind recht zerbrechlich.
Das Kleineisen ist schön ausgeformt, beim Weichenverschluß selbst sind die Bauteile auch korrekt dargestellt. Im Gegensatz zu den Pilz-Schwellenbändern werden die Profile hier nicht eingezogen sondern aufgeklebt. Damit halten die Kleineisen das Schienenprofil nicht wirklich, manch einen wird das stören, der kann sich dann aber für preisgünstige 130 Euro bei Willy Kosak eindecken.

Folgendes Bild zeigt die Rohlinge, wie sie aus der Verpackung kommen, die Gußreste zwischen den Schwellen kann man fast rauspusten.


Bild 1
von oben: 7,5°-Weiche, Doppelweiche, Gleis 3. Ordnung

Der Bau

Begonnen habe ich mit einer 10°-Weiche, davon lagen vier Stück bei und weil man die erste sowieso versaut, wollte ich nicht eine der richtig schlanken Weichen nehmen...


Bild 2

Verputzt und mit Scheuermilch und Bürste gereinigt (Das Trennmittel muß runter, sonst hält weder Farbe noch Klebstoff!) liegt die Linksweiche auf dem Tisch. Zuerst habe ich die gerade Außenschiene vorbereitet. Auf Länge und Ort der Zunge wurde innen der Schienenfuß abgeschliffen, im Grunde das selbe Verfahren wie beim Bau von Eliteweichen. Dann wird die Schiene aufgeklebt, ich habe dafür Sekundenkleber benutzt. Er trägt nicht auf und man kommt einigermaßen vorwärts ohne ständige Mischorgien.


Bild 3

Dann folgt die gebogene Außenschiene, die man tunlichst vorbiegen sollte und die Weiche nicht verzieht. Günter Weller hat auf seiner Homepage die Zeichnungen der einzelnen Weichen zum Ausdrucken, speziell für die Biegerei an den Zungen sind diese PDF-Dateien recht hilfreich. Die beiden nächsten Bilder zeigen das Herzstück mit den Trennstellen der Zungen.
Bei der einen Zungenschiene ist der Spalt etwas groß geworden (0,8 mm), dank Sekundenkleber war da auch nicht mehr viel zu korrigieren. Das Herzstück besteht ausgangsseitig aus Schienprofil wie bei Pilz Elite und muß wieder geschliffen werden. Dafür gibt es eine Lehre mit der ich wegen Unmwissenheit nicht auf Anhieb klar kam und deshalb die Schienen nach Gefühl anschliff. Richtig hätte man ein Herzstück aus Haupt- und Beispitze schleifen müssen, analog den Eliteweichen.
Auf Günter Wellers Foto habe ich wohl was falsch gesehen und deshalb beide Schienen auf rund 5° geschliffen. So habe ich nun ein Herzstück wie bei Roco Line.



Bild 4

Wie schon erwähnt, sind die Zungen von mir wie die der Elite-Weichen angeschliffen und auch für das Umstellen habe ich eine Elite-Stellschwelle vorgesehen.



Bild 5

Sehr schön gefällt mir der Bereich um den Weichenverschluß, man sehe sich nur das folgende Detailbild an!
Zu erkenne ist auch, daß dem Weichenbauer die Möglichkeit bleibt, die Zungen länger auszuführen und über die Stellschwelle hinauszuführen. Dann muß an die Zunge ein Stift für die Stellschwelle angelötet werden. Heute würde ich diese Lösung bevorzugen, denn optisch ist die von mir zuerst verwendete Lösung gerade auf solchen Detailbildern unbefriedigend.


Bild 6
Zuletzt folgen die Radlenker. Wellers Zeichnungen zeigen gerade Radlenker, er überläßt dem Weichenbauer die Ausführung der Radlenker nach gewünschter Epoche. Ich winkelte meine Radlenker etwas, aber nicht übertreiben, ab. Als Material dient wieder Schienenprofil, interessant erscheint mir an dieser Stelle die Überlegung, dafür 2,5er Profil zu nehmen, da die Radlenker bei Vorbild höher als das Schienenprofil sind. Das daraus entstehende Problem mit dem Schienenreinigungswagen ist mir übrigens bewußt. An einer Eliteweiche habe ich es versucht, es geht.

Bild 7
Die Herzstückspitze sollte noch verlötet werden, dann gibt es noch die elektrischen Anschlüsse zu verlegen, das passiert bei mir auf der Anlage. Somit zeigt das letzte Bild die einbaufertige Weiche.
Obwohl ich anfangs befürchtete, die Weiche zu verderben, ist sie doch betriebssicher geworden. Abgesehen davon, daß dies ein erfreuliches Ergebnis war, habe ich das Erstlingswerk auf meiner Anlage nach Änderung des Herzstückes verwendet.

Bild 8
Fazit:
Der Bau ist wirklich keine Herausforderung, die Kleineisen geben die Schienenlage genau vor. Man muß sich schon Mühe geben, um da was falsch zu machen. Einzig die Zungenspitzen anzuschleifen dürfte für ungeübte Personen nicht sofort  zu Erfolg führen. Der ganze Bau hat nicht länger als 30 min gedauert, mit etwas Übung könnte es sicher deutlich schneller gehen.
Natürlich steht auch hier die Frage: "Warum soll man sich so etwas antun? Mit Fertigweichen geht es schneller und ganz billig wird das sicher auch nicht sein!"
Nun, wer es eilig hat beim Anlagenbau, der soll sich Fertigweichen beschaffen, wer das Schottern sparen will, eben Bettungsgleise.
Ebenso sind Weichenbausätze nichts für Leute, die 150 Weichen auf 3m² unterbringen wollen.
Günter Wellers Angebot richtet sich an die Modellbahner, denen Pilz Elite nicht alle Wünsche erfüllen kann, an Leute, die noch schlankere Weichen wünschen, die Doppelschwellen wollen oder sogar nur mir 1,5 mm hohen Profilen arbeiten. Ich sehe diese Weichenrohlinge als Erweiterung des Elite-Programms nach oben, als Zielgruppe die Freunde großzügiger Radien und ja, auch den Fremo.





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