17 008 (ex pr. S 10, Drilling)
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Das
Vorbild.
Obwohl
Preußen (Als damals größte
Eisenbahngesellschaft der Welt.) über viele
hundert Schnellzugloks verfügte, reichte die
Leistung der 2/4-gekuppelten Naß- und
Heißdampfloks nach der Jahrhundertwende
nicht mehr aus. Auch die 2/5-gekuppelte
Naßdampflok S 9 konnte wie auch die
Heißdampflok S 6 den Anforderungen nicht
mehr gerecht werden. Schnellzüge liefen
damals im Durchschnitt mit einer
Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h, weshalb
Robert Garbe die von ihm entwickelte P 8 im
Jahre 1906 trotz der nur 1750 mm großen
Treibräder mit Windscheidehaus als
Schnellzuglok vorsah. Aus verschiedenen
Gründen, nicht zuletzt wegen der (wie bei
Garbe üblich) schlecht ausgeglichenen hin-
und hergehenden Massen versagte der Minister
für öffentliche Arbeiten die Zulassung für
110 km/h und der Bedarf der
Staatseisenbahnen blieb bestehen.
Die KPEV bestellte bei Schwartzkopff deshalb
eine 3/5-gekuppelte Heißdampflokomotive,
angesichts der geforderten Leistung schien
bei einem Zwilling der Druck auf die
Kurbelzapfen zu groß, weshalb auf Basis der
P 8 eine Vierlingsmaschine entwickelt wurde.
Den Nachteil der doppelt gekröpften
Treibachsen nahm man in Kauf. Bis 1912 als S
8 bezeichnet, wurden ab 1910 insgesamt 202
Maschinen gebaut.
Im Gegensatz zur von Georg Heise
entwickelten S 10 der Bauart de Glehn
(welcher damit radikal mit den preußischen
Traditionen brach) und der von der
Vierzylindermaschine abgeleiteten Drillingslok
S 10.2 war die Vierzylinderlok mit
einfacher Dampfdehnung die schwächste
Maschine der Familie, ging dafür aber sehr
großzügig mit den Brennstoffen um.
Bis auf die drei Bremslokomotiven wurden die
Vierlinge bis 1935 ausgemustert.
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Zustand der Lok im Sommer 2022.
Die Schienenräumer sind auf dem FREMO-Treffen
geblieben...
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Das
Ausgangsmodell.
1995
präsentierte Märklin in Zusammenarbeit mit
Trix die "Breslau 1008", eine S 10 in
preußischer Ausführung. Ein Jahr später gab es
dann den kaiserlichen Hofzug, bei dem die Lok
auch für Gleichstrom/DC angeboten wurde.
Die Lok ist eine typische Trixkonstruktion mit
vielen für Märklin typischen Eigenschaften.
Der Antrieb ist in der Lok mit einem Faulhaber
1331, das entwickelte Getriebe aber ist kein
Beitrag für den "Fortschritt im
Modelleisenbahnwesen". Bedingt durch die
Konstruktion geht trotz der Metallkonstruktion
sehr viel Zugkraft verloren, zum Teil hatte
die S 10 erhebliche Mühe, den (durch die
Stromabnehmer schwer laufenden) Hofzug zu
bewegen. Es gab dann ein zusätzliches
Ballastgewicht, daß der Besitzer im
Führerhausdach einkleben konnte.
Auch sonst ist das originale Modell eher im
Stile der 80er Jahre gehalten, was
Detaillierung und Ausführung angeht. Dies aber
nicht konsequent. So gibt es sehr feine
Trix-Radsterne, aber äußerst plumpe Radreifen,
viele Kesselanbauteile sind grob ausgeführt,
der Umlauf ist zu breit, die Pufferbohle zu
hoch, die Lauf- und Tenderräder einfach nur
grausig, wobei die Tenderräder nur 10 statt 12
Speichen haben. Trotz allem ist aus der Lok
mit einigem Aufwand ein zeitgemäßes Modell zu
machen. Gebhard Reitz (RIP) hat solch einen
Umbau im Eisenbahnmodellbauforum vorgestellt,
ich habe mich auch daran orientiert, ohne alle
Veränderungen nachzumachen.
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Das Ausgangsmodell 2010
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Der Umbau 2015 bis 2021
Auf der Britzer
Modellbahnbörse in Lichtenrade fiel mir eine
Hofzuglok mit Sturzschaden in die Hände. Ich
hatte schon über 15 Jahre mit einer S 10
geliebäugelt und auch bei eBay verschiedene
Reichsbahnversionen beboten, letztlich war mir
das aber angesichts der
Ausführungseigenschaften zu teuer. Bei 65 Euro
konnte ich, trotz Märklin-Version, dann aber
nicht ablehnen.
Nach der Zerlegung passierte lange nichts,
weil ich bei den Treibrädern zu keinem
Ergebnis kam. Die sehr feinen Radsterne wollte
ich erhalten, eine Neubereifung traute ich mir
aber nicht zu. 2021 bot mir dann Larry
Schulz von Exactmodellbau seine Hilfe
an, die ich gern annahm. Er fertigte aus
Neusilber Code88-Radreifen im korrekten
Durchmesser und zog diese auf, wie das
folgende Bild zeigt.
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Zu solch schönen
Radreifen gehört dann auch eine passende Lok,
weshalb ich am Ende außer Kessel, Führerhaus und
Umlauf obenrum so gut wie keine Originalteile
benutzte. Ein Rahmen mit nachgearbeiteten
Durchbrüchen, Teile vom Vorlaufgestell und die
Bremsen habe ich wiederverwendet. |
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Fertig gestellt ist es
ein sehr schönes Modell geworden, wenn die
Lok auch konstruktionsbedingt etwas
schwergängig ist. Leider konnte ich von
Reitz nicht den verlängerten Zylinder
bekommen, so daß ich mit dem Mangel eines
verkürzten Zylinders leben muß.
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Teil 1 der Videoreihe:
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Quellen:
Weisbrod/Müller/Petznick,
Dampflokarchiv
1, Transpress 1987, 1. bis 5. Auflage |