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Umbauberichte
Scholz E 92, Teil 1 & 2


Einführung

"Scholz Modelleisenbahn" ist ein eher kleiner Hersteller bzw. Zwischenhändler, der in unregelmäßigen Abständen Kleinserienmodelle anbietet, die unterschiedlichster Herkunft sind. 
Über eBay gelangte ich in den Besitz einer E 92 79 in der Wechselstromausführung, Hersteller war vor Jahren Bachmann/Westmodel , ausgestattet war die Lok mit dem Wechselstromfahrwerk der Märklin E 94.
Eigentlich hatte ich nicht mehr vor, mit Modelle mit dem uraltem Märklinmotor anzutun, aber im Vergleich zur E 92 von Metropolitan kostete mich die Scholz-Lok nur knapp ein Drittel.


Bild 1 
Das Modell der E 92 79 im Lieferzustand

Der 1. Umbau 2003

Um Wechselstromloks auch auf Gleichstromanlagen mit niedrigerem Schienenprofil einsetzen zu können, muß einige getan werden: Die Spurkränze müssen verkleinert  und die Räder einseitig isoliert werden, den Motor sollte an ebenfalls umbauen. 

Zuerst zerlegte ich die Lok vollständig und zog die Räder ab, in diesem Fall hebelte ich sie mit zwei Schraubenziehern herunter. Damals fehlte mir eine Drehbank, so daß das "Abdrehen" der Spurkränze sehr seltsam anmutet. Dazu spannte ich eine Feile in den Schraubstock, die Achse mit einem Rad in die Bohrmaschine, tropfte etwas Öl auf die Feile und ließ dann den Spurkranz solange über die Feile drehen, bis die Spurkranzhöhe stimmt. Nun wurde der Spurkranz noch etwas abgerundet.

Um eine Isolierung zwischen Achse und Radkörper auf der nicht mit Zahnrädern versehenen Seite einbringen zu können, muß die Achsbohrung geweitet werden. 
Dafür spannte ich das Rad in den Schraubstock und drehte mit einer Dreikantfeile die Öffnung auf.


Bild 2 
Das Weiten der Aufnahme, 
die Räder mit den Zahnkränzen bleiben unberührt!

Nun nahm ich eine Trinkhalm aus DDR-Produktion. Der damals verwendete Kunststoff ist nicht wärmefest. Unter heißem Wasser zog ich die Röhrchen mit zwei Zangen in die Länge, der ausgeübte Zug entscheidet über den Durchmesser der Isolierungen, bis runter zu 1,8 mm sind dabei möglich. 
Die gewonnene Hülse stülpte ich über die Achse:


Bild 3 
Die Achse mit Isolierung

Nun werden die Räder mit dem Schraubstock, besser noch mit einer Radaufpressvorrichtung, auf die Isolierung möglichst gerade aufgepreßt. Nun sollte überprüft werden, ob das Rad rund läuft, wenn nicht, alles noch mal von vorn. Wenn ja, überprüft man die Isolierung, also misst den Durchgang.


Bild 4 
Das Aufpressen

Das, was von der Isolierung nach innen übersteht, wir nicht abgeschnitten! 
Stattdessen preßt man die Achse in das Fahrwerk und staucht diese Isolierung zusammen. Danach sieht sie aus wie ein Faltenbalg und man schneidet soviel Ringe ab daß genau ein Ring stehenbleibt. 
Jetzt wurde das Fahrwerk wieder montiert und der Motor nach der Idee von Holger Kubsch umgebaut. 
Da ein geregelter Decoder zum Einsatz kommt, baute ich auch einen fünfpoligen Anker ein.


Bild 5 
Der "Kubsch-Motor"

Jetzt folgte die Ausrüstung mit Radstromabnehmern. Da ich über eine funktionierende Fahrleitung verfüge, sind Radstromabnehmer bei mir nur zum Programmieren und für Probefahrten notwendig, können sich also auf der isolierten Seite auf das notwendigste Beschränken. 
So benutzte ich eine Gitarrensaite und lötete sie auf den abgeschnittenen Originalschleifer.


Bild 6 
Der Radstromabnehmer, Primitivausführung; 
Bei genauerem Hinsehen kann man die abgeschliffenen Spurkränze erkennen.

Nachdem die Lok mechanisch soweit fertig gestellt war, baute ich den Decoder in die "leere" Lokhälfte ein. Dort ist einmal an Stelle des Bocksprungschalters genügend Platz, andererseits benötigt der hohle Vogel deutlich mehr Gewicht, klappert diese Lokhälfte doch sehr blechern beim Fahrbetrieb.

Schließlich folgte eine Anpassung des Farbkleides. Scholz lieferte die E 92 in diesem tuntig wirkendem DB-hellgrün. Für die RBD Breslau kommt nur RAL 6008 oder 7018 in Frage, 1928 dürften die E 92 noch grün gewesen sein. So lackierte ich die Lok in braungrün, wodurch sie gleich viel gefälliger und weniger spielzeughaft aussieht.
Den Faltenbalg zwischen den beiden Lokhälften mußte ich selber fertigen, als Vorlage nutzte ich dafür den Papierbalg von Günther mit den Abmessungen 26x15 mm.

Bei den Dachstromabnehmern gab es ein Problem: Die Isolatorböcke sind aus Messingguß, bei geringen Fahrdrahthöhen verursachen die Dachstromabnehmer eine Kurzschluß. Provisorisch legte ich noch etwas PS unter die Bügel, es bedarf da aber noch einer besseren Lösung.

Inzwischen habe ich mich für die preußische Beschriftung entschieden und diese bei Ostmodell bestellt. Somit müssen die Schilder über der Signallampe entfernt werden.



Bild 8
Die Lok nach der Beschriftung und Alterung
unter Tageslicht wirkt die Lok nicht so verkommen

 

Bild 8 zeigt nun das optisch fertige Modell. Die PS-Platten unter den Stromabnehmern ersetzte ich durch Polystyrolprofil, die Stromabnehmer durch feinere Teile von Sommerfeldt, leider in rot.
Die in Bild 9 sichtbare Beschriftung ist von A.Hoppert (Ostmodell) aus Leipzig geätzt. Er fertigte die Beschriftung innerhalb einer Woche auf Wunsch an, die Schilder selber sind aus Neusilber, wurden dann vergoldet und konfektioniert. Einschließlich des Schildes "Deutsche Reichsbahn" hatte das seinen Preis: 18 Euro.
Der Anbringungsort der Beschilderung weicht vom Originalfoto ab, auf dem Foto vom Lieferzustand wurden die Nummern mit weißer Farbe nur angeschrieben.
Meinen Informationen zufolge wurde 1926 bei der EG 579 Gußschilder an der oben gezeigten Stelle angebracht, da neben der Tür der Platz für das DR-Schild nicht ausreichte. Das DR-Schild wurde dann erst 1928 angeschraubt, solange fuhr die EG 579 ohne Eigentumsmerkmal.
Die Blitzpfeile sind von Gaßner und die aufgepinselten Pulverfarben von Asoa.
  

Bild 9
Die Beschriftung im Detail

Der 2. Umbau 2005
Der Erwerb einer Drehbank (Rotwerk) machte das Abdrehen der Räder möglich, deshalb wurde die Lok erneut umgebaut. Wie so oft im Leben, zog auch die eigentlich geringfügige Arbeit "Abdrehen der Spurkränze" einiges nach sich. Ursprünglich hatte ich die Räder tatsächlich nur schmaler gedreht und die Spurkränze auf RP25-Maß gebracht.


Bild 10
 Räder mit den märklintauglichen Spurkränzen
auf 2,5er Schienprofil



Bild 11
 abgedrehtes Rad auf 2,07er Schienenprofil

Bei ersten Fahrversuchen zeigte sich aber, daß RP25 in Verbindung mit Haftreifen nicht so die rechte Lösung ist. Eigentlich keine überraschende Erkenntnis, gibt es faktisch nur sehr wenige RP25-Räder mit Haftreifen. Die doch eher unrunden Haftreifen sorgen durch ihren Höhenschlag für regelmäßige Entgleisungen. Also habe ich die Lok wieder zerlegt und die Haftreifen entfernt.
Zum Verschließen der Nut griff ich auf eine eher archaische Methode zurück: In die Nut wurden zwei Ringe harten Drahtes eingelötet, das überstehende Material dann abgedreht (Bild 12).
Das nichtangetriebene Teil der Lokomotive zeigte nach dem Umbau eine erhöhte Entgleisungsneigung.
Versuchsweise habe ich dann das Fahrwerk auf Dreipunktabstützung umgebaut. Der mittlere Radsatz bekam durch Ausweiten des Langloches nach oben und unten mehr Höhenspiel.  Zur Abfederung setzte ich zwei Gitarrensaiten (0,3 mm) ein. Ohne Radsatz liegen die Federn in Höhe des Radsatzlagers am unteren Ende des Rahmens. Diese Einstellung bringt genügend Kraft auf, um den Radsatz sicher in das Gleis zu drücken. Nun muß einer der Außenradsätze nur mittig gelagert werden. Die Möglichkeit, das mit einer weiteren, aber strafferen Feder zu realisieren, verwarf ich fürs erste, da diese Feder ziemlich schwierig zu regulieren ist. In der Nähe der Achse war eine Verschraubung zu finden, hier habe ich die Schraube ausgetauscht, die Achslager ebenfalls nach oben und unten erweitert und dann die Schraube soweit eingedreht, bis das Fahrwerk gerade stand. Eleganter wäre sicher eine mittige, unten kegelförmige Schraube aber auch so funktioniert das.
Bei der Gelegenheit tauschte ich auch die Fahrwerke, so daß die Zahnräder jetzt nicht mehr auf der sichtbaren Seite liegen. Die Stromabnahme erfolgte vorher:
- hintere Schiene & Fahrleitung über die zwei Schleifer (Bild 6)
- vordere Schiene über die Masse von beiden Fahrwerken.
Wegen der Haftreifen war nicht optimal, waren "vorn" praktisch nur drei Räder im Einsatz., der mittlere Radsatz schwebt immer ein bißchen wegen der extrem engen Märklinradien.

Umgebaut nimmt die Lok nun wie folgt ab:
hintere Schiene & Fahrleitung über den Rahmen im Motorteil
vordere Schiene über zwei Radschleifer am Boden des Motorteils, alle drei Radsätze im nichtangetriebenen Teil.

Dergestalt sieht das Fahrverhalten sehr gut aus, Decoder ist immer noch der Lokpilot DCC mit einer deutlich reduzierten Höchstgeschwindigkeit. Ein Auskleiden beider Gehäuse mit Bleiblech brachte eine weitere Geräuschreduzierung.


Bild 12
Dreipunktlagerung und verschlossene Haftreifennut

Abschließend seien noch einige Arbeiten erwähnt, die die Lok verbessern würden:
Der Austausch des kompletten Getriebes mit Motor und Ersatz durch den Umbausatz von SB-Modellbau würde weitere Verbesserungen bringen, optisch würde die Lok durch silberfarbene Stromabnehmer aufgewertet und ein paar Farbtupfer an den richtigen Stellen wird sie auch noch bekommen.


Bild 13: Das Modell im Zustand von 2007

Weitere Umbauten und Ertüchtigungen hier an der Lok finden Sie hier.






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