Einführung
Einen elT 508 Bsl, ab 1943 als ET 88 08 bezeichnet gab es nie als
H0-Modell
eines Großserienherstellers. Auch ein richtiges Kleinserienmodell
ist mir nicht bekannt, sieht man von einer Abbildung in einem Buch des
Weltbildverlages ab, welches aber keine weiteren Informationen hergab.
So war es für mich eine Überraschung, als ich durch einen
Bekannten auf eine laufende eBay-Auktion mit diesem Modell aufmerksam
gemacht
wurde. Nun, nach einiger Wartezeit hielt ich das "Modell" für
knapp über 100 Euro in den
Händen.
Angeboten wurde es als ET 88, entstanden mit einem
Günther-Umbausatz, manchmal taucht er auch als "Heinzl"-Triebwagen
auf.
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Bild 1
Der ET 88, wie er bei mir eintraf.
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Erste Bestandsaufnahme
Ein erster Blick auf das Fahrzeug war ernüchternd
so hatte der
Vorbesitzer den Liliput-Abteilwagen
sehr dilettantisch umgebaut. Aber der Reihe nach:
Basis des Umbaus ist besagter Abteilwagen. Die
Stirnseiten wurden glatt
gefeilt, nicht besonders eckige Fensterhöhlen eingebracht und ein
PS-Streifen aufgeklebt.
Für den Antrieb wurde der Fußboden ausgeschnitten und ein
Triebgestell
mir unbekannter Bauart schief eingebaut. Der Antrieb erfolgt dann
über
eine
Kardanwelle und eine sehr ruppig laufenden Trixmotor.
Der Umbau des Daches ist handwerklich akzeptabel wenn
auch vorbildwiderig, lediglich die
Verlegung der Dachleitung
ist, nun ja, eigenwillig. Die Stromabnehmer müssen natürlich
runter, ebenso die Abzüge der Gasbeleuchtung..
Das Fahrverhalten ist grauenvoll und erinnert an
Fahrzeuge der 60er
Jahre, also mein erster "Anschiß" über eBay. Selbst als
Standmodell ist der ET 88 nicht zu gebrauchen, wie
folgendes
Bild zeigt:
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Bild 2
Ein Vergleich der Pufferhöhen
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Der ohnehin sehr hochbeinige C4 von Liliput bekam noch
mehr Bodenfreiheit,
weil der Umbauer keine Idee hatte, wie er den Antrieb vernünftig
unterbringen
solle.
Zuletzt sei noch zu erwähnen, daß die Kästen an der
Stirnseite nicht bis zum Wagenboden gehen und der Rahmen an der anderen
Seite nicht gekürzt wurde. also erweckt der Triebwagen den
Eindruck,
er habe früher ein Bremserhaus gehabt. Außerdem fehlt das
Sprengwerk. Viel Arbeit also...
Erste Schritte
Zuerst zerlegte ich den Triebwagen vollständig. Der
Rahmen und
die Laufbretter wurden gekürzt, der Ausschnitt für das
Triebgestell
wesentlich erweitert.
Die ursprüngliche Befestigung des Gestells am Wagenboden entfernte
ich und baute 6 mm höher zwei Messingprofile ein, an denen nun das
gerichtete Gestell hängt
Jetzt legte ich auch das Laufgestell tiefer, dazu wurde der Drehzapfen
und die Lagerung des Drehgestells entsprechend gekürzt.
So umgebaut hat der Wagen die richtige Höhe, kommt aber nicht
mehr durch enge Bögen mit den verwendeten Drehgestellblenden.
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Bild 3
Der umgearbeitete Rahmen
Leider ließ sich das nichtangetriebene
Drehgestell nicht einfach
näher an den Wagenboden legen, auch hier mußte der
Wagenboden
ausgeschnitten werden, wie das obige Bild zeigt.
Zwar wäre der Einbau der originalen Gestells möglich gewesen,
aber nur für Fremo-Radien. :-)
Also mußte ich ein neues Drehgestell und eine neue Halterung
bauen. Verwendet habe ich dafür Teile eines alten
Gützold-Drehgestells
der Kondenslok und PS-Streifen. Die Halterung liegt direkt an der
Unterkante
des Fensters, für die Drehgestellblenden muß ich wohl die
Drehgestelle
um die obere Hälfte verringern um die Kurvenläufigkeit zu
erhalten. |
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Bild 4
Versuchsweise aufgesetzter Wagenkasten, die
Halterung für das Laufgestell ist erkennbar.
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Bild 5
Ein Blick auf die neue Pufferhöhe an der
Laufgestellseite.
Man sieht auch sehr schön, wo ich den Wagenboden gekürzt
habe.
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Nachdem nun die Drehgestelle die richtige Höhe
haben, folgte ein probeweiser Einbau des Antriebs. Doch selbst mit
Decoder ließ sich der Motor nicht zu ordentlichem Drehverhalten
überreden. Der Trixmotor läuft derartig schlecht, selbst ein
als Motor benutzter Fahrraddynamo zeigt das ein
gleichmäßigeres Verhalten!
Deshalb mußte erst ein Testmotor gesucht werden, mit dem sich
dann zeigen sollte, ob das Getriebe verwendbar ist...
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Das obige Bild zeigt nun den nächsten Bauzustand.
Eingebaut wurde ein 9V-Motor aus irgendeinem Gerät der
Unterhaltungbranche. Auf der rechts sichtbaren Pappe liegt eine
Diodenbatterie, die die vom Decoder gespeisten 12V gepulsten
Gleichstrom verringern sollen. Unter der Pappe liegt der Decoder, es
ist ein ungeregelter Dinosaurier von 1990, ein c82 von Märklin.
Die Kardanwelle ist von der ersten Ausführung der Gützold V
180 und bekam rechts die Hülse vom ursprünglichen Antrieb des
ET 88. Insgesamt also echte Spitzentechnik.
Nun, insgesamt läuft der Triebwagen damit, zwar ziemlich schnell
und torkelnd, aber ersteres läßt sich durch einen geregelten
Decoder abstellen, das Torkeln konnte ich durch eine Reihe Bleiblech
bekämpfen. Der Oberlichtaufbau wurde komplett gefüllt, unter
der Kardanwelle liegt eine weitere Lage und der Motor hat ebenfall noch
eine Haube. So kann das räudige Triebgestell nicht mehr den
Triebwagen ausheben.
Von unten sieht die Konstruktion dann so aus:
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Die Drehgestellblenden sind obenrum beschnitten worden,
damit sie ausschwenken können, das gleiche passierte den
Trittbrettern. Der Unterboden ist natürlich bei weitem noch nicht
fertig, die Gaskessel müssen noch weg und durch die elektrische
Ausrüstung ersetzt werden. Aber das mache ich erst, wenn der
Triebwagen mit diesem Antrieb ordentlich läuft.
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Und so sieht der ET 88 zur Zeit aus. Die
Drehgestellblenden sind natürlich vollkommen falsch, aber solange
ich keine ordentliche Zeichnung habe, werde ich mir auch nicht die
Mühe machen, und andere bauen. Die Dachausrüstung habe ich
auch ersetzt, die war doch etwas grob und märklinistisch für
meine Begriffe.
Zur Zeit bekommt der Triebwagen einen Steuerwagen, der
ähnlich skuril aussieht. :-)
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Ein anderer ET 88 mit meinem Steuerwagen
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Nach dem begonnen Bau des ES 88 kam die Idee auf, auch
den ET 88 komplett
neu zu erschaffen. Einen neuen Wagenkasten erwerben, Auf
Maß und
stimmige Anzahl Türen bringen, ordentlich Antrieb konstruieren und
auch die Stirnseiten mit anständigen Fenstern versehen.
Inzwischen habe ich auch einen anderen ET 88 in Augenschein nehmen
können, der hatte Teile vom Antrieb einer V100 drunter.
"Meinen"
verpfuschten ET 88 habe ich jedenfalls über eBay
ausgemustert, Aufwand und Ergebnis scheinen mir in keinem
vernünftigen Verhältnis zueinander zu stehen.
Über den Neubau des ET 88 werde ich berichten, dann wird sich auch
zeigen, ob mein Eigenbau besser aussieht...
Ende
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