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Baubericht
Bau des elS 5026 (ES 88 11)
Allgemeines

Vor dem ersten Weltkrieg begannen die Vorbereitungsarbeiten für die Elektrifizierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahn nach dem Hamburger Vorbild, aber mit 15KV, 16 2/3 Hz. Neben den Gleichstromversuchszügen wurden eine Reihe Fahrzeuge für ausgedehnte Versuche beschafft. Neben den bekannten Triebgestellen wurden auch einzelne Triebwagen bestellt, eine Neuerung gegenüber den Hamburger Erfahrungen mit den Viertelzügen.. Man beabsichtigte, Kombinationen aus Drehgestelltriebwagen mit vorhandenen Stadtbahnpärchen zu kombinieren, kürzere Züge sollten statt eines zweiten Triebwagens am anderen Zugende Steuerwagen bekommen.
Von diesen Steuerwagen wurden zwei Bauarten beschafft, die sich beide an die damals üblichen Abteilwagen anlehnten. Vierachsige Steuerwagen mit den Abmessungen eines B4 oder C4 und zwei  kürzere 2'1 Steuerwagen nach Hamburger Vorbild, die elS 5026 und 5027 (ES 88 11 und der vor der Umzeichnung zum Wagen umgebauten "ES 88 12").

Zur Erprobung gelangtem die Trieb-, Bei- und Steuerwagen zur RBD Schlesien, wo sie wegen der Entscheidung, in Berlin nun doch mit seitlicher Stromschiene zu elektrifizieren, dann bis Kriegsende aufgrund der robusten Ausführung auf der Strecke nach Halbstadt im Böhmischen verkehrten.

Bild 1
Skizze
Das Modell

Ein Modell dieser Steuerwagen gibt es selbstverständlich ebenso wenig  wie ein brauchbares Modell eines ET 88. Nachdem ich mit dem Umbau des ET 88 weitgehend fertig war, fehlte noch der Steuerwagen. Der Vierachser ist wegen der Fensterteilung schwerer Nachzubauen, der Dreiachser läßt sich gut aus dem Liliput-C4 ableiten und paßt damit auch vom Stil her zum ET 88.
Vorab sei gesagt, ich besaß keine Maßskizze der ES und hätte die auch kaum sklavisch beachtet bei der Herstellung der Seitenwände. Wichtiger als millimetergenaue Fahrzeuglängen sind mir bei Abteilwagen möglichst wenig Sägeschnitte.

Das Material

Benötigt wird ein C4 von Liliput. Es gibt ihn auf Börsen, manchmal taucht er auch bei eBay auf. Optimal ist der Abteilwagen ohne Bremserhaus. Weiter braucht man noch etwas Draht, Puffer, Kleinkram, Farbe und einen Fachwerkachshalter mit Federn. Meiner stammt von einem Ci33a von Prefo.


Das Ausgangsmodell,
hier mit Bremserhaus und schon ein bißchen verschönert.

Der Umbau

Zuerst wird der Abteilwagen zerlegt. Das Dach läßt sich einfach abziehen, die Drehgestell sind geschraubt , mit diesen Schrauben werden auch Wagenboden, Tritte und Wagenkasten zusammengehalten. Manchmal gibt es noch eine Schraube in Wagenmitte, aber das merkt man bei der Demontage schon. Die Fenstereinsätze sind eingeklemmt, oft milchig, manchmal schon klar, was hier aber eher uninteressant ist, da neue angefertigt werden müssen.

Der Wagenaufbau
Zuerst werden von den Stirnseiten die Griffstangen, Tritte und der Kurbelkasten entfernt. Dann wird der innere Fußboden komplett und sauber ausgeschnitten, so daß die Seitenwände glatt und sauber sind, wie das folgende Bild zeigt.


Bild 3
Der Wagenkasten
Jetzt bekommt das Steuerabteil seine Stirnfenster, auch hier habe ich die Zeichnung und Fotos als Anregung für Größe und Anordnung benutzt (Für die richtige Seitenwahl lesen Sie bitte unten weiter! Es ist übrigens die Stirnwand ohne Kurbelkasten.). Das nächste Bild zeigt den Wagenkasten schon geschnitten.

Nun zu diesem Thema: Der C4pr96 von Liliput hat 10 Abteiltüren, auf einer Seite ein, auf der anderen Seite zwei Abortfenster. Der ES hat 8 Türen, davon eine Doppeltür und nur ein Abortfenster. Dieses ist, legt man den Führerstand mit "vorn" fest, auf der linken Seite.
Man nehme nun die Seite des Wagenkastens mit dem einen Abortfenster in Wagenmitte und drehe sie dem Betrachter zu. Dann liegt der Führerstand links und wir blicken auf die linke Seitenwand.
An der zweiten Tür wird der erste Schnitt gesetzt, so, daß die Kante mit verschwindet. Den Rest kann man beruhigt feilen. Ich habe an dieser Stelle einen Fehler gemacht und erst die Tür mit abgesägt, weil ich nicht richtig hingeguckt habe. Deshalb liegen auf dem nächsten Foto rechts hinten zwei Türen.
Als nächstes wird an der Nicht-Führerstandsseite bis zur vierten Tür gezählt. Hier setzt man den nächsten Schnitt, so daß die Türumrahmung stehen bleibt. Von der nun vor uns liegenden Wand schneiden wir links, also zur Führerstandseite hin, die Wand bis zur nächsten Tür hin abgeschnitten und die Türkante entfernt. Diese Tür soll mit der zweiten Tür zusammen die Doppeltür darstellen. Alles klar?
Diese hintere Wandseite der Doppeltür wird abgeschnitten, aber mit Türkante. Dann wird im nächsten Abschnitt der Wand das folgende Fenster abgetrennt, so daß der Wandsteg in voller Breite stehen bleibt. Nun nur noch ein Schnitt auf dieser Seite! Dem Abort folgen ja nur noch vier Türen, also muß vom Wandstück noch eine Tür mit zwei Fenstern abgeschnitten werden. Das ist Abfall, also kann durch die Tür gesägt werden.
Gut, das war die erste Seite, nun folgt die rechte Seite des Wagenkastens. Das nächste Bild zeigt diese Wandseite:

Auf dieser Seite liegen die Abortfenster jeweils zwei Türen entfernt vom Wagenende. Das kommt sehr entgegen. Auf der hinteren Seite sägen wir die Seitenwand so, daß die vorletzte Tür komplett stehenbleibt. Abort und die rechts liegende Tür kann weg. auf der anderen, also der Führerstandsseite schneidet man wieder an der Tür so entlang, daß der (auf dem obigen Bild) linke Türrahmen wegfällt. Es wird wieder die Tür für das Traglastenabteil. Von der Mittelwand schneiden wir wieder die nächste Tür ab, entfernen den rechten Türrahmen, schneiden die Tür dann ab, und kürzen das verbliebende Wandstück wie auf der anderen Seite um das erste Fenster und gewinnen den Steg. Oben gut zu sehen.
So, das war die Sägerei am Wagenkasten. War doch nicht soooo schlimm? ;-)

Jetzt werden alle Teile, bis auf eine lange Mittelwand, sauber verputzt und zum Kleben vorbereitet. Zur Unterstützung der Stabilität habe ich Vierkantpolystyrol hinter die Wand geklebt.

War dies auf einer Seite erfolgreich, schneidet man einen zweiten Stab paßgenau, mit dem der Wagenkasten auf Maß gebracht wird. Die Hälfte der Doppeltür kann schon angeklebt werden, aber noch nicht das Zwischenstück der Wand.
Nach dem Aushärten wird dieses Stück Wand nun eingepaßt. Mit etwas Glück sieht das dann sehr sauber aus und es muß nicht gespachtelt werden.
Nun kommt

das Fahrwerk,
welches ich vom Aufwand her nicht so schlimm empfand. Der Rahmen wird so gedreht, daß die Tritte mit den Türen so halbwegs über einstimmen, der Zusatzrahmen mit dem unteren Tritt wird gedreht, so daß das Riffelblech unter dem künftigem Führerstand liegt. Dann habe ich die Trittbretter am anderen Ende abgeschnitten, danach den Rahmen auf maß gebracht. Er bekommt eine neue Pufferbohle und der Trittbrettrahmen, übrigens nichtklebbarer Kunststoff wird durch ein Stückchen PS geschlossen. Für den Fachwerkachshalter muß der Rahmen geglättet werden und der Gaskessel ein Stückchen gekürzt werden. Dann kann der Prefo-Achshalter so eingeklebt werden, daß die Schakenhalterung mit dem Fahrzeugrahmen abschließt. Am besten, man überprüft den korrekten Sitz anhand der Zeichnung.

Für das Drehgestell arbeitete ich die Aufhängung au des dem abgeschnittenen Rahmenende aus, entfernte die originale Halterung und klebte das "neue" Teil, wieder anhand der Zeichnung und der Türen am Oberteil geprüft,an der richtigen Stelle ein. Netterweise stimmt die Höhe von Drehgestell und Achshalter. Nun müssen noch die unteren Trittbretter von innen beschnitten werden, damit das Drehgestell ausschwenken kann.
Zeit für eine Rollprobe. Hier zeigt sich, daß der originale Prefo-Radsatz mit NEM-Profil bei der DKW I von Pilz Elite (Tillig) auf dem abzweigenden Strang am Radlenker aufklettert. Mit einem RP25-Rad passiert das nicht, ebenso mit einem Radsatz von Luck, ein Roco-Radsatz holpert leicht.
Deshalb ist es sinnvoll, den Einzelradsatz als Lenkachse auszubilden, wenn man Radien unter 1500 mm befährt.

Von unten fotografiert, ist auch noch einmal zu sehen, wie die Trittbretter beschnitten wurden.

Das Drehgestell wird, wie gehabt, angeschraubt. Weg müssen der komische Anschlag hinten und die Kupplung vorn, die Radsätze kann man auch beruhigt wegschmeißen. Auf der Führerstandseite kommt eine Schraubenkupplung ran, die andere Seite bekommt eine KKK.
Nun zum nächsten Teil:

Das Dach
Hier sägte ich ein Teil mit Lüfter heraus, groß zu beschreiben gibt es nichts, das Bild dürfte alles sagen.
Eigentlich müßte das Dach wesentlich flacher sein, mal sehen, ob ich den Radius noch einmal verringere und nur den Oberlichtaufsatz weiterverwende.

Weitere Schritte
Die nächsten Bilder zeigen beide Stirnseiten. "Hinten" müssen noch zwei Löcher zugespachtelt werden, hier habe ich die angespritzten Griffstangen erst einmal dran gelassen, die kommen aber auch noch ab.

Die Führerstandseite benötigt einmal einen inneren und äußeren Fensterrahmen, weiter den ganzen Pufferbohlenschmuck und Schienenräumer. Damit geht es nun weiter.

Zuerst also die Fensterrahmen. Nun ist ja eckige Öffnungen feilen nicht so meine Profession, deshalb bin ich immer sehr dankbar, wenn Fenster noch ausgekleidet werden müssen. Der ES bekommt zuerst seinen äußeren Fensterrahmen.

Dieser besteht aus 0,2er Polystyrol, welches so geschnitten wird, daß es innen bündig abschließen kann und außen 0,2 mm übersteht. Jeweils vier Streifen genau geschnitten und eingeklebt, sehen die Öffnungen schon mehr wie Fenster aus. Nun folgen noch die Löcher für die Griffstangen, Lampen und Scheibenwischer, dann kann der Steuerwagen lackiert werden.

Aus brünierten Gitarrensaiten entstehen die Griffstangen, die Halter sind von Weinert. Auf dem Bild fehlen noch die Schlußlampen auf dem Dach.

Weitgehend fertig präsentiert sich der Steuerwagen auf dem nächsten Bild:
Stirnseite mit Griffstangen, Lampen, Schlußlampen und Scheibenwischern. Noch fehlen die Teile an der vorderen Pufferbohle sowie die Beschriftung.


 
Und zum Schluß der fertige Steuerwagen, beschriftet und zugerüstet.



Fazit
Die Sägerei am Wagenkasten war recht anspruchsvoll, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Vernachlässigt man die üblichen Kleingkeiten, die beim Bau immer passieren, bin ich zufrieden mit dem Erschaffenen, nicht zuletzt, weil es ein einmaliges Fahrzeug geworden ist.

 
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