5.7 Kühlwagen, Wärmeschutzwagen und sonstige
Wagen für Lebensmittel.
Auch die Kühlwagen haben eine
wechselhafte Geschichte hinter sich, wie auch
die Kühlung von Lebensmitteln. Das früheste
Kühlmittel war schlichtes Wassereis. Gewonnen
wurde dies im Winter; mit großen Sägen wurden
Eisblöcke aus den Seen geschnitten, in Eiskeller
oder Blockhäuser verbracht und dort mit mit
Eichenlaub als Isolierung bedeckt. Mit dem
Aufkommen der Eisenbahnen wurde auch
Gletschereis aus den Bergen geholt. Eine
aufwendige wie auch teure Angelegenheit, aber
auf diese Art konnte Eis bis zum nächsten Jahr
zur Verfügung stehen. Erst ab 1870 standen
Kältemaschinen zur Verfügung.
Daher suchte man zum Ende des Großen Zeitalters
durch geeignete weiße Anstriche der Güterwagen,
Korkisolierung und aktive Belüftung die
Temperaturen im Innern der Wagen nicht über
Gebühr ansteigen zu lassen. Kühlwagen wurden
seit 1880 von oben mit Wassereis beschickt,
heruntergekühlt und vor Abfahrt zur Beladung
noch einmal nachgefüllt. Auch wenn die
geschüttete Korkisolierung durch die Stöße des
Fahrzeuges in sich zusammenfiel und nach kurzer
Zeit den Isoliereffekt im oberen Bereich der
Wagenwände verlor, so konnten doch größere
Strecken mit Lebensmitteln überbrückt werden.
Wärmschutzwagen haben Isolierung, aber kein
Kühlmittel. Sie entsprechen von der Bauart oft
gewöhnlichen Güterwagen bzw entstanden durch
Umbau aus diesen.
Fischwagen transportierten in geeigneten
Behältern lebende Fische, die entsprechende
Fachliteratur gibt einen tieferen Einblick.
Bierwagen sind beim Modellbahnsammler ob ihrer
bunten Aufdrucke sehr beliebt,waren aber beim
Vorbild eher selten.
Erwähnenswert sind noch Weinfaßwagen, die bis
zum 1. Weltkrieg üblich waren. Davon gingen die
Einsteller aber in den 20ern ab, da die
Diebstähle zunahmen. Gewöhnlich wurden während
eines Aufenthaltes das Faß angebohrt, mit einem
Eimer der auslaufende Wein aufgefangen und das
Bohrloch später mit einem Holzstift
verschlossen. Nach kurzer Zeit sahen die Fässer
aus wie Igel und neuere Weinfaßwagen wurden als
verschließbare G-Wagen mit innenliegenden
Fässern gebaut.
Von allen Vorbildern gibt es eine Vielzahl von
Modellen, daneben findet man eine
unerschöpfliche Anzahl von Phantasie-Bierwagen
für den Sammlermarkt.
Sinnvoll dagegen ist der Einsatz von
Seefisch-Wagen auf Hauptstrecken. Durch den
Verlust der landwirtschaftlich bedeutenden
Gebiete in Westpreußen und der Provinz Posen gab
es eine Ernährungslücke, die gefüllt werden
mußte. Obwohl in der Zwischenkriegszeit eine
Autarkie angestrebt wurde und dafür die
Fischfangflotte erweitert wurde, ließ sich diese
Lücke nur durch Lebensmittelimporte schließen.
|
|
Spezialwagen für lebende Fische auf
Basis des IId8.
Piko hatte eine bei der
sächsischen Staatseisenbahn eingestellten
Wärmeschutzwagen im Programm. Die angegebene
Firma gab es bis nach 1945, ein Nachkomme des
Gründers hatte ein Entnazifizierungsverfahren zu
durchlaufen.
Ob dieser Wagen ein konkretes Vorbild hat, kann
ich derzeit nicht sagen, nachweislich gab es
aber einige IId8 als Fischwagen.
Das Modell ist ein preußischer IId8, von mir
wurde er als Privatwagen in die Epoche II
überführt. Vermutlich sllten wenigstens die
Türen Fenster für den Begleiter bekommen.
|
|
Privatwagen
für lebende Fische.
Das Modell findet sich in der
Geschenkpackung "650 Jahre Sonneberg" von
Märklin. Im Gegensatz zum Piko-Wagen fällt hier
dem Begleiter der Zugang zum Wagen leichter. Ob
der Wagen ein Vorbild, vermag ich ebenfalls
nicht zu sagen, das Fahrzeug erinnert aber an
einen Milchwagen der AKN.
Da es ein Privatwagen ist, steht dem Einsatz nur
wenig entgegen.
|
|
Privatwagen
der Nürnberger
Lederer-Brauerei.
Das Modell stellteinen
Wärmeschutzwagen auf Basis eines bayerischen
G-Wagens, angelehnt an Skizze 276. Das Dach hat
Einfüllöffnungen für Eis, die Tür ist ebenfalls
anderer Bauart.
Hier gibt es tatsächlich ein Vorbildfoto!
|
|
Privatwagen der
Berliner Schultheiss-Brauerei.
Die
Schultheiss-Brauerei vefügte über eine Reihe von
Bierwagen unterschiedlicher Bauarten, die
gezeigte Variante ist m.E. glaubwürdig.
Das Modell ist von Trix und hier noch im
Originalzustand, wenn man von der Alterung
absieht.
|
|
Weinfaßwagen von J. J.
Lehmann, Gundershofen.
|
Wikipedia behauptet die
Existenz von 20 000 Weinfasswagen in
Frankreich vor dem 1. Weltkrieg. Benutzt man
die Google-Bildersuche, findet man derartig
viele, teils absurde Konstruktionen, daß ein
ähnliches Vorbild guten Gewissens (und mit
einem Liter Wein im Leibe) zumindest nicht
bestritten werden kann.
Das Modell ist von
Sachsenmodelle und basiert auf dem bekannten
Fahrwerk des zweiachsigen Kesselwagens. Recht
hübsches Fahrzeug, das noc hetwas Beachtung
erheischt.
|
|