Umbau: C6ü pr08a
Das Vorbild
Nach der Jahrhundertwende beschaffte die Preußische Staatsbahn
nach dem Vorbild ausländischer Bahngesellschaften sechsachsige
Sitzwagen der Klassenaufteilung ABC6ü, AB6ü und C6ü.
Anfangs mit einem dreiachsigen Drehgestell, daß aus dem
preußischen Regeldrehgestell abgeleitet wurde, später mit
Schwanenhalsdrehgestellen, die bessere Federungen hatten. Der
Komfortgewinn war nicht so gewaltig, so daß man wenig
später, ab 1909, das zweiachsige Schwanenhalsdrehgestell zum
Standard erhob.
Die Idee
In den 80ern tauschte ich mal eine Märklin-P8 gegen acht
Oberlichtwagen von Schicht, was ich immer noch als guten Tausch
betrachte. Nun ist der C4ü von Schicht aus den 50ern und unter
diesem Gesichtspunkt kein schlechtes Fahrzeug. Vor allem ist er eine
gute, preiswerte Grundlage für den Bau verschiedener
Unterbauarten, die sich alle mit wenig Aufwand fertigen lassen.
Exotisch ist heutzutage ein Sechsachser und wenigstens einen muß
ich haben.
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Bild 1
ein originaler C4ü pr 13/21 von Schicht
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Das Modell
Auslöser für den Umbau war der sechsachsige Speisewagen und
das dabei entstehende Drehgestell. Versuchsweise habe ich das unter
einen optisch schon verbesserten Schnellzugwagen gesteckt und war recht
angetan von diesem Anblick.
Auf DSO stellte ich das Drehgestell vor und u.a. kam der Hinweis auf
ein dreiachsiges Drehgestell von Walthers, das so ähnlich aussehen
soll.
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Bild 2
Vergleich der Schwanenhalsdrehgestelle: Links Original,
rechts der Umbau
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Auf der Walthers-Homepage gibt es das Drehgestell mit
Gleit- und mit Rollenlagern, fast 13 Dollar teuer aber gerade im
Angebot für knapp 9 Dollar. Nun gut, im Modellbahn-Atelier in
Neukölln wollte man 13 Euro. Recht teuer, aber es gib
RP25-Radsätze dazu und eine Stromabnahme von allen Rädern ist
möglich. Interessant für eine flackerfreie
Schlußbeleuchtung.
Bei genauerer Betrachtung fällt natürlich auf, daß die
Drehgestelle sich doch deutlich von preußischen Drehgestellen
unterscheiden. So liegt derWiegenbügel hinter den Achshaltern und
auch die Achshalter sehen doch sehr amerikanisch aus. Da muß man
im Einzelfall entscheiden, ob man
a) selber mit dem Kompromiß leben kann, vor allem wenn man sich
die Anfertigung eines Drehgestells nicht zutraut,
b) es überhaupt einem Betrachter auffällt und
c) es unter dem Wagen möglich ist, die Abweichung im Betrieb zu
sehen.
Ich selber bin damit nicht glücklich, aber für einen
Versuchwagen ist das akzeptabel.
Bild 3 zeigt die Drehgestelle, ebenfalls zu sehen sind die Zapfen, die
ich für den Schichtwagen anfertigen mußte und die
Drehgestelle anbringen zu können. Dazu weiter unten.
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Bild 3
Ddreiachsige Drehgestelle von Walthers mit gedrehten Zapfen
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Aber nun zum Wagen selber:
Der Wagenkasten bekommt eine ganze Reihe Veränderungen, die einige
Zeit in Anspruch nehmen. Er wird zerlegt, die erhabene Beschriftung
entfernt. Dann wird unter den Fenstern die oberste Nietenreihe zu
abgeschnitten oder geschliffen, daß man die Niete gerade noch so
erkennen kann. Nun werden mit einem geeigneten Werkzeug an Stell der
Niete Körnungen angebraucht und anschließend 0,5er
Löcher gebohrt. Danach kann man alle Niete abschleifen.
Da der Wagenkasten komplett aus Holz war, ist auch der sichtbare
eiserne Langträger falsch und und muß analog der GFN-Wagen
abgedeckt werden. Dazu werden die Schmiergefäße und
Kastenstreben abgeschliffen und ein PS-Streifen aufgeklebt.
Die Griffstangen an den Einstiegräumen habe ich auch abgeschnitten
und durch Griffstangenhalter von Weinert ersetzt.
Dann wird das alte Sprengwerk abgeschnitten und der Rahmen verputzt,
nun bekommt der Wagen ein neues Sprengwerk aus Draht, daß je nach
gewünschter Kurvenläufigkeit vorn oder weiter hinten
angreift. Ich habe es soweit vorgezogen, daß der Wagen noch 750er
Radien sicher durchfährt.
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Bild 4
der überarbeitete Wagenkasten
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Es fehlen noch die Aufstiegsbügel und die
Griffstangen für den
Notausstieg sowie die Tritte unter den Fenstern. Draht und Kupferblech
sind hier die geeigneten Werkstoffe.
Die Puffer habe ich aus Messing gedreht und dem Wagen gleich die
Bügel für die TBK verpaßt.
Am Wagen muß noch etwas Platz für die Drehgestell geschaffen
werden und die alte Drehgestellagerung abgeschliffen werden.
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Bild 5
die Zapfenaufnahme
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Was kommt nun?
Aufstiegsgriffe biegen, Puffer drehen, Notausstiegstritte anbringen,
gundieren. Lackiert wird in RAL 6008, die Lüftungsgitter werden
golden abgesetzt, die erhabenen Deckleisten schwarz. Jetzt ist ein
guter Zeitpunkt für die Beschriftung und ein vorläufiges
Endfoto. Vor dem Anbringen der Wagenschilder mache ich nicht weiter.
Und die müssen erst einmal ausgesucht und angefertigt werden.
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Bild 6
der fast fertige Wagen
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So wirkt der Wagen schon einmal nicht schlecht,
für den Experten ist er natürlich sofort als alter
Schichtwagen erkennbar.
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Bild 7
Stirnansicht
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Ein Bild aus anderer Perspektive, hier sind die Tritte
besser erkennbar.
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