Umbau: Ein eiserner Kohlewagen bayerischer
Bauart für 20 t
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Das Vorbild
1905 bis 1910 wurde eine Reihe offener Om-Wagen in
Ganzstahlausführung
für die bayerische Länderbahn gebaut. Für die damaligen
Verhältnisse in Bayern war dies ein gewaltiger Wagen [Om (u)].
Interessant
ist an diesem Fahrzeug die Ausführung der Seitenwände, die im
unteren Bereich nach innen abgewinkelt sind, einzig der Türbereich
ist eben. Zur Verstärkung des Wagenkastens verlaufen jeweils
über
der Tür und vor und hinter der Tür Zugbänder. Es gab nur
die gebremste Ausführung.
Schon in den zwanziger Jahren wußte man mit den Wagen nicht mehr
viel anzufangen, da sie ausschließlich durch die Türen zu
entladen
sind, ein Kippen ist wegen fehlender Klappmöglichkeit der
Stirnwände
nicht möglich.
Grob gesagt, ist der Wagen eine Fehlkonstruktion, zu großes
Ladegewicht
um in angemessener Zeit von Hand entladen zu werden; zu klein, um dem
Ladegewicht
angemessene andere Güter zu transportieren. Auch ist der
Wagenboden
ungünstig ausgebildet um Bündelkohle zu befördern, die
quer
verlaufenden Zugbänder verhindern das Verladen von Gütern die
länger als 2,40 m sind. Ebenfalls störten die Zugbänder
die Arbeiter, die die Wagen leer schaufeln mußten. Bereits in den
Dreißigern war der größte Teil der Fahrzeuge
ausgemustert,
umgebaut oder zu Bahnhofswagen degradiert.
Einige Exemplare überlebten trotzdem den 2. Weltkrieg bei der
DR und erhielten bei der Umnummerung die Nummern 33-XX-XX. |
Zeichnung des Om, bearbeitet aus "Der Modelleisenbahner", Heft 5
1954
Ein Klick auf das Bild führt zur Gesamtzeichnung.
Die Idee
Die Anregung zu diesem Umbau ist ein kurzer, im Heft 5/1954 des
"Modelleisenbahner"
veröffentlichter Artikel "Ein Veteran vom großen Vorbild".
Auf den ersten Blick macht der Wagen einen netten Eindruck und es
schien
einfach der Umbau eines O Schwerin von Fleischmann möglich zu
sein.
Bei genauerer Betrachtung muß man Abstand von dieser Idee nehmen,
die Hauptabmessungen stimmen nicht. Also ist ein weitgehender Eigenbau
nötig.
Eigentlich sind alle notwendigen Informationen in der Zeichnung
enthalten,
allerdings sind Zeichnung und Text nicht eindeutig hinsichtlich des 250
mm hohen Raumes über den Türen. Offen würde ich sagen.
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Das Ausgangsmaterial
Benötigt wird folgendes Material:
- Buckelbleche, zu gewinnen aus einem Klappdeckelwagen
von Kleinbahn (oder einem anderen Hersteller).
- Türen, diese liefert der O Schwerin von Trix, feinere Türen
hat der von Fleischmann.
- Bremserhaus, das Teil auf der Zeichnung scheint es nicht im Handel zu
geben, Deshalb eines vom Trix
-Kesselwagen.
- Polystyrol, (Modulor oder ein anderer Architekturbedarf), 0,5 mm, 0,3
mm,
- Fachwerkachshalter (Trix), bleiben bei mir beim Umbau eines Vo in
einen Vol übrig.
- Messingprofile, Winkelprofil 1x1 mm, U-Profil, 1,2x1,2 mm.
- Draht, Klebstoff, Kleinkram.
Der Umbau
Zuerst werden die beiden Wagenkästen zerlegt. Der
Kleinbahnwagen ist aus einem zähen Polystyrol und kann grob
bearbeitet werden, der Oldie von Trix war total mürbe und
muß ganz, gaaanz vorsichtig bearbeitet werden. Man benötigt
wirklich nur die Türen und die Buckelbleche, diese müssen
also von Rand und Kastenstützen befreit werden.
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Sind die Teile alle paßgenau und von der
erhabenen Beschriftung befreit, werden acht neue Kastenstützen aus
Polystyrol angefertigt, wie sie auf dem oberen Bild zu sehen sind. Die
Stütze ist 1,5 mm breit, Buckelblech + 5 hoch und der Fuß
ist ebenfalls 5 mm breit.
Nun wird ein Wagenboden angefertigt, ich habe 0,5er Polystyrol
genommen, da das völlig ausreicht. Der Wagenboden ist 25 mm breit,
im Türbereich 35 mm und die Länge der Seitenwände
hängt vom verwendeten Buckelblech ab. Da die Bleche von Kleinbahn
etwa 0,7 mm zu groß sind, wird der ganze Wagenkasten zu lang.
(Das war es mir aber auch wert, angesichts der drohenden Gefahr, die
Bleche selber prägen zu dürfen). Ich habe also den Wagenboden
beim Zusammenbau an die Seitenwände ohne irgendwelche
Meßwerkzeuge angepaßt.
Dann begann ich mit dem Zusammenkleben der Seitenwände, zuerst
wird die Tür an den Wagenboden geklebt, dann Wand für Wand.
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Dabei ist darauf zu achten, daß die trotz allem
leicht unterschiedlichen neuen Wände so angeklebt werden,
daß die gegenüberliegenden Teile auch gleich lang sind. Sind
alle Teil angeklebt, sieht das Teil schon einmal nach Wagenkasten aus:
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Nun folgen die Stirnwände. Sie sind so breit wie
der Wagen an den Kastenstützen, also 35 mm, die unteren Ecken sind
wieder 5x5 mm, die oberen Schrägen sind 3 mm hoch (2,3 mm war mir
zu fummelig) und von der Außenkante - hm, weiß nicht - da
habe ich die Zeichnung genommen.
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Ist der Kleber ordentlich ausgehärtet, wird die
Ladefläche geschlossen. Auch hier habe ich die einzuklebenden
Streifen auf Verdacht zugeschnitten und dann angehalten,
angepaßt, eingeklebt.
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Nun ist der Wagenkasten schon recht stabil und es geht
an das Fahrwerk. Zuerst werden die (bei mir noch vorhandenen)
Öffnungen für die alte Trixkupplung verschlossen, einfaches
PS macht das. Das Bremserhaus ist zwar ein bißchen klein aber
wird schon gehen. ;-) Da habe ich alle Griffe und Bretterchen
abgeschnitten. Weil sowieso schon mal jemand die vordere Halterung
abgebrochen hatte, bekam das Bremserhaus ein graues Stückchen PS,
da bohrt man links und rechts ein 0,5er Loch für die späteren
Griffstangen.
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Solange die Pufferbohle trocknet, bekommen die
Stirnwände ihre Profile verpaßt. Hier kommt das
Winkelmaterial zum Einsatz und wieder einmal habe ich die Teile
gebogen, angepaßt, aufgeklebt, gemessen wurde hier nichts.
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Sind beide Stirnwände geschmückt (Darauf
achten, daß die Bremserhauswand anders aussieht! Äh, ich
hab's übersehen.), kommt der Bremserstand dran. Weil das Haus zu
niedrig ist und nicht mal über die Kante des Wagenkastens ragen
würde, habe ich den Bremserstand höher gelegt, wie es bei
einigen Bauarten üblich war. (Auf die Idee, das Bremserhaus
einfach höher zu machen, bin ich irgendwie nicht gekommen.) Die
"Bretter" bestehen aus Furnier,
die Klötzchen stammen von einem Kaminstreichholz. Daß das
Bremserhaus auf der Zeichnung über die Pufferbohle ragt, kommt mir
merkwürdig vor. Auch dieses Detail habe ich zu spät gemerkt.
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Ist der Bremserstand fertig, kann das Fahrwerk auf
Maß gebracht werden. Es wird an den Wagenboden geklebt und die
Lücke wird mit Polystyrol geschlossen.
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Nun folgen ein paar Kleinigkeiten. Die Ecksäulen
vom Bremserhaus habe ich durch Messingprofil ersetzt, dann bekommt der
Wagen seine Zugbänder. Längs ist das ein Draht, quer das
U-Profil. Um die Beschriftung am Langträger zu behalten, habe ich
ihn mit Abdeckgummizeug eingepinselt.
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Nun geht es zum Lackieren. Der Wagenkasten wird
grundiert und anschließend, falls keine gravierenden Mängel
auftauchen, mit RAL 8012 für die Reichsbahnzeit lackiert. Innen
trägt der Wagen laut ME ebenfalls brauen Anstrich.
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Das Fahrwerk habe ich mit dem Pinsel gestrichen und am
Blechaufbau einige Stellen "ausgebessert". Auf dem oberen Bild fehlen
noch die Obergurte der Seitenwände, die hatte ich ebenfalls
vergessen und später nachgerüstet.
Dann erhält der Wagen eine Beschriftung, bei mir ist sie (wieder
einmal) unvollständig. Eigentlich müßte der Wagen jetzt
seine Aufstiege bekommen, da fehlte mir aber das richtige Riffelblech.
Aber die Griffstangen können schon montiert werden, ich bog sie
ebenfalls nach der Zeichnung.
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Auf dem oberen Bild ahnt man schon ein bißchen,
was jetzt folgt: Die Alterung. Der Bohlenbelag an der Bremsenseite wird
mit Trockenfarbe verdreckt, das Fahrwerk bekommt Rost und Schmutz ab,...
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... der Wagenkasten Schmutz, Rost und viel
Kohlengruß/ Kohlenstaub. Und schon sieht das Modell ziemlich
abgewrackt aus.
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Die Kupplung fehlt noch, ebenso der innere
Wagenboden. Unbeladen bekäme der Wagen einen Belag aus Furnier
oder 0,4er Sperrholz, bei einer Kohlenladung ist das egal, dann liegen
auf dem Wagenboden die Symobakulissen und das Gewicht.
Nach Abschluß der Bauarbeiten habe ich mich für die
skandinavische Drahtbüglekupplung entschieden, somit kann der
Wagenboden "normal" ausgeführt werden.
Und nun ein Vergleich mit einem anderen eisernen Kohlewagen, dem O
Schwerin von Fleischmann: Hier sieht man deutlich, wie "riesig" der
Bayer dazu im Vergleich aussieht.
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Noch ein Blick in den Laderaum des 20-Tonners, hier
liegen noch Kohlenreste an den Schrägen und der Tür. Der
Eindruck eines völlig verbogenen Fahrzeugs entsteht durch die
Linse der Kamera, diese wunderbare Fischaugenoptik. Die Wände sind
gerade. Wirklich.
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Ein letzter Blick auf das Modell des Om Ludwigshafen im
Zugverband:
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Fazit
Ein nicht ganz einfacher Umbau, die meiste Mühe machte mir das
exakte Quadratischfeilen der Buckelbleche, was mir nicht ganz gelungen
ist. Der Wagen ist rund 3 mm zu lang bei stimmigen Achsstand, das ist
sicher nicht das Problem, denn wer kennt schon so ein Fahrzeug?
Für einen ersten Versuch kann ich das Ergebnis akzeptieren, beim
nächsten Versuch würde ich auch die Buckelbleche eines
Kleinserienherstellers erwerben und vielleicht auch Türen und
Stirnwände aus Kupfer- oder Messingblech anfertigen.
Nachtrag
Nach Vollendung des mechanischen Umbaues bekam ich noch Informationen
über eine andere Version des Wagens. Im "Carstens" ist ein Wagen
der Pfalzbahn abgebildet, der 1908 nach bayerischen Skizzen gebaut
wurde. Bei diesem Fahrzeug ist der Raum über der Tür
geschlossen in Form eines Bleches mit durchgehendem Obergurt. und die
"mittleren" Kastenstützen sind unten ebenfalls abgeschrägt.
Dort wird er als Omp Ludwigshafen bezeichnet. Vielleicht baue ich auch
noch diese Version...
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