Einführung
Noch bis 1914
bevorzugten die deutschen Länderbahnen
leichte und kurze Schnellzüge. Dafür
reichten die zahlreichen B-Kuppler aus.
Die P 8 aus dem Jahre 1906, ursprünglich
als Schnellzuglok vorgesehen und nur wegen
der Treibraddurchmesser als Personzuglok
geführt, war mit den Zügen gut
ausgelastet. Im Krieg änderte sich der
gesamte Betrieb, noch
einschneidender waren die Folgen der
Niederlage. Nach dem
Waffenstillstandsvertrag vom 11.
November 1918 sollten 5000
Lokomotiven und 150000 Wagen in
gutem Zustand binnen einer Frist
von 31 Tagen an die Entente
übergeben werden.
Zeitgenössische Quellen
berichten zudem, daß Ende 1918 das Reich
insgesamt rund 29000 Lokomotiven
verfügte, davon aber nur 19200
bedingt betriebsfähig waren. Von
diesen 19000 einsatzfähigen Loks
waren besagte 5000
Waffenstillstandsloks noch
abzugeben. Praktisch stand dem
Betrieb damit nur die Hälfte der
Loks zur Verfügung. Aus dem
Lokmangel folgte, daß die Züge
deutlich schwerer und länger waren
als vor dem Kriege, die
vorhandenen B- und C-Kuppler waren
diesen Anforderungen des
Schnellzugsdienstes nicht mehr
gewachsen.
In dieser Zeit plante
Preußen eine Ersatzlok für die
inzwischen auch schon fast 15
Jahre alte Konstruktion der P 8.
Ursprüngliche Pläne einer
verlängerte P 8 als 2'D wurden
verworfen und eine moderne
Heißdampflok entwickelt. Geplant
waren 17 t Achslast und der
Einsatz vor schweren Personenzügen
im Flachland und schweren
Schnellzügen im Hügelland.
Gebaut wurden die
ersten 30 Maschinen ab 1922 und
mit preußischer Beschilderung
ausgeliefert, dann kam der 2.
vorläufige Umzeichnungsplan zum
Tragen und die Loks wurden als 17
031 ff. in Dienst gestellt. Später
wurden auch sie in 39 XXX
umgezeichnet und nach dem Einbau
des tiefliegenden Blasrohres mit
Windleitblechen ausgerüstet.
Das
Ausgangsmodel
Die P 10 gibt
es bei Fleischmann seit 1987, zuerst
erschien sie als DRG-Maschine. Ein Jahr
später dann in der oben gezeigten
ungewöhnlichen Farbgebung in einer
Einmalserie. Heute weiß man, daß die
Nürnberger das Bild der Jubiläumslok
Elberfeld 2811 (11 000. Borsig-Lok) mit
Glanzblechen falsch interpretierten. Ein
Foto findet man bei der Eisenbahnstiftung
und ein anderes auf dieser
italienischen Seite. Nach meiner
Ansicht, und es ist sehr schwer aus
Schwarzweißbildern auf Farben zu
schließen, ist das Fahrwerk der Lok in RAL
8012 gehalten, wie auch das des Tenders,
der Tender könnte in olivgrün gehalten
sein, der Langkessel hätte dann einen
leicht bläulichen Schimmer gehabt.
Meine Absicht ist nun, eine P 10 in
preußischer Regellackierung mit der
Beschriftung nach dem 2. vorläufigen
Nummernplan zu "bauen". Die recht genaue,
wenn auch schon 3 Jahrzehnte alte Umsetzung
von Fleischmann scheint mir dafür die beste
Grundlage zu sein. Vor allem, weil ich hier
den Abbau von Windleitblechen und den Umbau
der Lokfront nicht leisten muß.
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Bild 1
Das Ausgangsmodell der ersten Auflage, hier noch mit
blanken Radreifen.
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Allzuviel Arbeit macht dieses
"Umkleiden" eigentlich nicht. Räder abdrehen und
eine Neulackierung sind die wichtigsten
Aufgaben, zudem will ich den hölzernen
Kohlenkastenaufsatz entfernen.
Die Laufräder werde ich wohl ersetzen, da sind
mir Nabe und Radreifen einfach zu massiv.
Natürlich fliegen die Kurzkupplungen raus und
eine Feinkupplung kommt ran.
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Bild 2
Die Front der Lokomotive.
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Besondere Aufmerksamkeit
verdient natürlich die Front einer Dampflok.
Obiges Foto zeigt sehr schön einige Mängel. Das
viel zu plumpe Vorlaufrad, der wuchtige
Normschacht, das Fehlen von Bremsschläuchen und
Kolbenschutzrohlren sowie der geländetaugliche
Rahmen. Dinge, die man ändern kann.
Vielfach wird beklagt, daß durch die
fleischmanntypisch hochliegende Pufferbohle die
Schräge zu flach ist. (Das ist Relikt
vergangener Jahrzehnte. GFN fing mit 1:82 an,
ging über zu 1:85 und erst später zu 1:87. Um
die optische Kompatibilität zu halten, wurden
bei GFN-Fahrzeuge der 1:87-Ära die
Pufferbohlen auf Höhe der 1:85-Fahrzeuge
gelassen.)
Das zu ändern ginge nur über den Neubau der
gesamten Front, dafür fehlt mir ehrlich gesagt
der Schneid und ich sehe diesen Fehler an der
Lok nicht.
Ob die Aufstiegstritte zurückverlegt werden
können ohne den Bogenlauf des Vorläufern
einzuschränken, weiß ich noch nicht. Los geht
es!
Das Zerlegen der Lok gestaltete sich recht
einfach. Gegen meine Absichten mußten ich sehr
weit gehen, selbst die Zylinder mußten runter.
Erst dann konnte ich die die Radsätze sauber
abziehen.
Damit konnte ich Radsätze abdrehen. Bild 2 zeigt
oben recht deutlich die Diskrepanz zwischen
Schienenprofil und Spurkranz. Das folgende Bild
zeigt den Nachläufer vor und nach dem Abdrehen.
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Bild 3
Das Bild 4 zeigt den lackierten Rahmen und die
wieder eingepreßten Radsätze. So auf dem Foto
fällt der Ausschnitt für den Laufradsatz
unangenehm auf. Bei der im Hintergrund
sichtbaren zweiten P 10 werde ich den Ausschnitt
ausfüttern. Auch wenn er durch die Luftkessel
kaum zu sehen ist.
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Bild 4
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Bild 5
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Am Tender habe ich, wie beabsichtigt, den
hölzernen Aufsaztz abgeschnitten. Als folge
mußte der Ballasteinsatz ebenfalls bearbeitet
werden. Oben ist der Endzustand erreicht, es
folgte noch eine PS-Platte und Echtkohle.
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Bild 6
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Nun zwei Bilder des fertig lackierten Kessels.
Hier habe ich mir erlaubt, das Signal 18 an der
Lok anzubringen. Auf einigen Strecken im Reich
wurde 1924 das Signal "Ein Sonderzug kommt
entgegen" noch mit einer grünen Signallaterne
gegeben. Da ich auf meinen Modulen auch grüne
Vorsignalscheiben verwende, mußte die Laterne
grün geblendet werden. Dafür nahm ich eine
Messinguß-Lampe von Weinert, klebte eine winzige
SMD ein und füllte den Lampenkörper dann mit 2K.
Selbstverständlich läßt sich die Signallampe
über den Decoder schalten.
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Zum Decoder war ich mir noch uneins, außerdem
waren die Vorräte erschöpft. So habe ich
erstmals eine Schnittstelle eingebaut. Dafür
habe ich von der Piko-G 7.1 die eigentliche
Schnittstelle aus der Platine geschnitten und
die Drähte von hinten angelötet. Mal sehen, ob
der Platz reicht.
Er reichte nicht, ich mußte am Lokpiloten (4.0)
die Kabel noch ein wenig kürzen.
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Ein Wochenende später ist
die Lok fast komplett. Das alte preußische
Lokschild scheint durch den Lack durch, das
ist unerfreulich. Aber sonst bin ich ganz
zufrieden.
Die vordere Pufferbohle
habe ich noch nicht bearbeitet, da ich mir
über die Aufstiege noch nicht einig bin.
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Das folgende Bild zeigt den
vorderen Rahmen, der noch ein wenig hängt.
Inzwischen habe ich
versuchsweise einen Tenderradsatz von ML
eingesetzt. Der blieb von der G 7.2 übrig und
sieht nicht so schlimm aus. Nachteil an der Wahl
ist, daß der Radsatz mit 12 mm etwas zu groß
ist. Im Vergleich mit dem originalen GFN-Radsatz
sieht das recht merkwürdig aus. Gemessen und
gerechnet komme ich auf ein Übermaß von 44 mm im
Original, also 1044 mm Raddurchmesser.
Eigentlich nicht schlimm, da gibt es bei den
Loks deutlich schlimmere Abweichungen.
Angesichts der Tatsache, daß auch der Rahmen
vorn zu hoch ist, werde ich den Radsatz wohl
verwenden.
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Weiter habe ich den überaus
geländegängigen Rahmen etwas ausgefüttert, was
man auf dem oberen Bild gut erkennen kann. Mich
störte diese Luftigkeit und so setzte ich etwas
Polystyrol ein.
Ursprünglich war das
Futterstück so breit wie der Lokrahmen.
Funktionierte auuf gerade Strecke gut, im 2000er
Radius ging es gerade so, auf der Heimanlage im
1250er Radius blieb der Radsatz öfterstehen und
schliff am Rahmen. Schade!
Jetzt gilt noch zu testen, ob ich die Aufstiege
in Höhe Laufachsmitte verlegen kann ohne die
Bogengängigkeit der Maschine zu beeinträchtigen.
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Nach einigen Wochen gab es endlich
eine Beschilderung, angefertigt von Ostmodell.
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