Einführung
Ende 2005 ist der alte ET 89 von Günther immer noch das einzige
Modell dieses Triebwagens.
Es gab ihn ursprünglich nur in der DB-Variante und die Erstauflage
ging an die Wechselstromer. Später verschoben sich die
Absatzzahlen
und die DRG-Variante konnte mit einem Umbausatz gefertigt werden.
Unbefriedigend aus heutiger Sicht sind Antrieb und Räder, ersterer
erfolgt nur auf ein Drehgestell und die Räder sind selbst für
Märklin-Verhältnisse ziemlich wuchtig geraten. Der
Trix-Express-Freund hat demzufolge daran auch seine Freude.
1991 bekam ich den abgebildeten Rübezahl, den ich in
ungewöhnlich vorausschauender Weise damals in den Ursprungszustand
des Jahres 1927 versetzte aber bei der Fertigstellung insgesamt etwas
inkonsequent war. Nun, kurz bevor aus Leipzig ein neuentwickeltes
Modell kommen soll, war der Zeitpunkt einer umfassenden Rekonstruktion
gekommen.
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Bild 1
Der ET 89 vor der Rekonstruktion.
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Erste Bestandsaufnahme
Folgende Arbeiten habe ich in einer ersten Sichtung ausgemacht:
- Abdrehen der Räder,
- Zusätzliche Gewichte in der Nähe des Antriebsgestelles,
- ordentlicher Decoder,
- Inneneinrichtung und Publikum,
- Drahtbügelkupplung,
- Lampen,
- neue Dachstromabnehmer,
- Griffstangen und Pippifax.
Das ist eine ganz schöne Latte Aufgaben, vieles davon wäre
beim Bau des Fahrzeuges leichter erledigt worden.
Erste Schritte am Fahrwerk
Zuerst habe ich das Fahrwerk zerlegt, die
Räder abgezogen, eines dabei versaut, und dann die Drehmaschine
bemüht. Die Laufräder entsprechen von den Abmessungen her den
Wagenrädern von Roco, unter Umständen bietet sich da ein
Ersatz durch Räder von Luck oder Roco an. Für das vermurkste
Rad nahm ich eines der Roco-Wagenräder. Insgesamt sind die
Räder viel zu wuchtig, auf dem ersten Bild läßt sich
das erahnen.
Vor dem Abdrehen der Spurkränze habe ich die Breite der Räder
verringert. Das ging recht einfach, weil Horst Günther nur die
Laufflächen bzw Radreifen verbreitert hat, nicht aber die Speichen
im gleichen Maß größer ausführte. Somit lassen
sich 0,8 bis 1 mm Material von Radreifen abdrehen, ohne das
Vorbildverhältnis von Radreifen und Speichenstellung zu verletzen.
Ebenfalls ist der Spurkranz viel zu dich und kann um 0,3 mm verkleinert
werden, dazu hinterdrehte ich das Treibrad etwas.
Die Laufräder wurden auf 2,3 mm Breite reduziert, ich wollte es
nicht übertreiben. Farblich unbehandelt sehen die Räder im
eingebauten Zustand dann schon besser aus:
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Bild 2
die abgedrehten Räder
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Der Decoder mußte auch dringend ersetzt werden.
Verbaut war ein 130er von Lenz, der einmal recht riesig war, zum
anderen
mit dem nicht gerade optimalen Motor ziemlich miese Fahreigenschaften
und Motorgeräusche verursachte. Früher lag er auf dem
Fahrzeugboden, die Inneneinrichtung benötigt aber den Platz und
auch für die zusätzlichen Bleiplatten mußte Raum
geschaffen werden. Also wurde der Triebwagen "entkernt".
Die Inneneinrichtung
Bilder der Inneneinrichtung und Raumaufteilung findet man bei den Zackenbahnern,
begonnen habe ich mit der Umsetzung im 4.Klasse-Abteil. Der
Führerstand wird geschlossen dargestellt, auf dem nächsten
Bild sieht man die angenäherte Ausführung mit den
Trennwänden zum Einstieg. Auf die Holzstruktur der
Inneneinrichtung habe ich bewußt verzichtet, eine gelbe
Farbgebung sollte genügen.
Der Fußboden liegt auf den Ballastgewichten von Günther auf,
unter ihm entsteht dadurch ein Hohlraum, der auf der Seite des
Antriebes mehrere Lagen Blei aufnimmt. Für den Boden nahm ich
Polystyrol von 1 mm Stärke, für die Wände ebenfalls.
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Bild 3
Das Abteil der 4. Klasse mit den Trennwänden und dem ersten
Grundanstrich.
In Fahrzeugmitte hinter dem Lüfter befindet sich
die Trafokammer, anhand der Grundriß-Skizze wurde die Kammer
wieder aus PS gebaut. Ihre Größe genügt, um einen
Zimo-Decoder aufzunehmen. Sehr schön sieht man auf Bild 4, wie
schlecht die gelbe Farbe im ersten Durchgang deckt, spritzen kommt aber
nicht in Frage um die Außenlackierung nicht zu verderben.
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Bild 4
Die "Hochspannungskammer".
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Eine vorbildgetreue Inneneinrichtung ist nur bis zum
Knick der Seitenwände auf der C-Seite möglich, dahinter steht
der Motor im Wege. Wie dieser dort getarnt werden soll, ist mir mangels
Vorhänge im C-Abteil noch nicht ganz klar.
Um mal den Eindruck mit der vollständigen Inneneinrichtung zu
testen, bekam das Abteil 4. Klasse aus Polystyrol etwas
Sitzgestühl. Ätzteile wären viel genauer und
schöner, aber als "Desingstudie" reichen Kunststoff und die
handwerklichen Fähigkeiten einer 11-jährigen aus.
Ein paar PS-Blöcke als Unterlage, Wellblechnachbildung als
Sitzfläche und die Lehnen entstanden aus viel zu massivem
Vierkantmaterial. Nicht sehr gerade, aber ich hielt mich mit Kritik
zurück...
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Bild 5
Ein Blick über den Triebwagen hin zum Triebgestell,
deutlich werden die Schwierigkeiten, dort die Inneneinrichtung
unterzubringen. |
Die Stäbchen wurden zugeschnitten und dann mit der
gleichen gelben Farbe die Bänke gestrichen.
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Ohne Dach wirkt das Versuchsgestühl durch die
Fenster betrachtet schon
ganz ordentlich, mit aufgesetztem Dach erahnt man die Inneneinrichtung
nur. Figuren und Fenster werden noch mehr verdecken. Fast bin ich
versucht, auf die Neuanfertigung der Bänke zu verzichten.
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Mit der Inneneinrichtung geht es später weiter.
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Das Dach und die
Dachaufbauten
Das Dach hatte ich schon beim Bau auf den Lieferzustand des ElT
umgebaut, wie die Lüfteranordnung, der Hauptschalter und die
"fehlenden" Schlußlampen zeigen.
Überhaupt nicht mehr gefallen die alten, aber robusten
Stromabnehmer von Sommerfeldt. Piko hat inzwischen ein sehr filigranes
Modell in Angebot, daß aber (wie ich schon beim Test der
Menge-Modelle schrieb) ohne Modifikationen auf einer vollbeweglichen
Fahrleitung nicht verwendbar ist. Aber dazu später.
Zuerst habe ich von den Stromabnehmern, diese lagen einem
Westmodelbausatz bei, waren dort aber die falsche Bauart, die
Befestigungslaschen abgeschnitten. So wie der rechte Bügel
es zeigt.
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Bild
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Pikos Stromabnehmer haben
eine zusätzliche Befestigungsmöglichkeit wenn
Glockenisolatoren am Modell verwendet werden. Die folgenden zwei Bilder
zeigen, wie der Dachstromabnehmer einfach auf die Isos aufgeklemmt wird.
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Dabei ist es bei
Plastdächern unerheblich, ob der Isolator aus Messingguß
oder Kunstoff ist.
Den zweiten Stromabnehmerisolator mußte ich um 2 mm versetzen,
die alten Löcher wurden verspachtelt.
Das folgende Bild zeigt auch, wie ich das Schleifstück biegen
mußte. Im Original ist das Schleifstück nur minimal gebogen,
erst der Schleifstückhalter zeigt einen engen Radius
(Vergleichsbilder folgen!)
Beim Fahren stellt sich das Schleifstück immer etwas schräg,
kommt jetzt bei kreuzenden Kettenwerken ein Fahrdraht von der Seite,
kann und wird er bei elastischer Aufhängung an der Kante des
Schleifstückes hängenbleiben und das Fahrzeug aushebeln oder
umschmeißen.
Deshalb benötigt der Stromabnehmer eine schärfer geknicktes
Stück Notlauf, welches sich aber leicht biegen läßt
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Zur Absicherung der
Stromabnehmer habe ich noch ein Stückchen Draht angelötet
obwohl die Dachleitung die Aufgabe übernehmen könnte.
Der Glockenisolator im Bildvordergrund hat ein bißchen Farbe
eingebüßt. Bei der Demontage zerbrach er, das Stückchen
"Rohr" in der Mitte habe ich dann durch einen Kupferdraht ersetzt.
Löcher gebohrt, Draht eingelötet. Abgesichert ist der
Stromabnehmer durch Sekundenkleber, den ich vorsichtig auf die
Klemmstelle geträufelt habe.
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Nach der mechanischen
Fertigstellung des Daches widmete ich mich wieder der Inneneinrichtung.
Vervollständigung des Sitzgestühls und farbliche Abstimmung.
sowie Ausstattung mit Reisenden. Auch habe ich die Griffstangen ersetzt
und die neuen Stangen geschwärzt.
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Der Wagen selber bekam
wieder Scheiben aus Folie, bei den Türen wurden dickere
Kunstoffscheiben eingesetzt, links wurde ein offenes Fenster
dargestellt. |
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An anderer Stelle habe ich
schon das Antriebskonzept bemängelt, langes
Fahrzeug, Antrieb auf ein Drehgestell und viel tote Masse in
Fahrzeugmitte. Um das Antriebsgestell zu beschweren (das erste Foto
zeigt noch den Versuchsblock) habe ich das Dach über dem
Triebgestell mit Blei ausgekleidet, ebenso den Führerstand, den
Raum zwischen den Aggregaten unterhalb des Wagens 4 mm weit und den
Fußboden im 3.Klasseabteil bis knapp unter die Fenster. Die
Sitzflächen liegen deshalb höher und die Reisenden sind
unterhalb des Beckens amputiert. Durch die farbliche Gestaltung dient
man das durch die Fenster nicht sofort.
Der Decoder steckt in der Hochspannungskammer, die Zuleitungen liegen
unterhalb des Fahrzeugbodens. Gekuppelt werden soll der Zug mit
der Drahtbügelkupplung, das folgende Bild zeigt sie recht
schön. Die Puffer sind festgelegt, noch fehlen Zughaken und
Bremsschläuche und auch der eine oder andere Farbtupfer.
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Fazit: Die Rekonstruktion
dauerte mindestens genauso lange wie der Bau 1991. Trotz aller
Bemühungen bleibt er vor allem antriebstechnisch ein Oldie. Mit
dem geregelten Decoder läuft er sehr langsam und läßt
sich gut steuern, an einen aktuellen bzw. 90er-Jahre-Rocomotor kommt
der ET 89 aber nicht ran. Optisch läßt er sich durchaus noch
neben moderneren Fahrzeugen aufstellen, wenn auch einige Details
außerhalb der Märklinwelt nicht mehr zeitgemäß
erscheinen.
Wenn einmal ein Rübezahl mit Mittelmotor und Kardanantrieb kommt,
hat der meinige ausgedient.
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