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Lackierungen und Farbgebungen


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0. Grundsätzliches
Irgendwann beschäftigt sich jeder Modelleisenbahner zwangsläufig mit dem Lackieren. Dabei ist es egal, ob nur eine Schadstelle an einem Fahrzeug ausgebessert werden soll, ob ein Industriemodell umlackiert wird oder ein Bausatz, vielleicht sogar ein Eigenbaumodell einen Farbanstrich erhalten soll.
Vor dem ersten Arbeiten mit Farben muß einiges geklärt werden.
Beim Vorbild wurden und werden in der Regel Farben nach dem Farbregister des Reichssauschuß für Lieferbedingungen (RAL) verwendet. Farben, die eine RAL-Nummer tragen, haben bei identischer Nummer exakt den selben Farbton. Somit ist es bei Ausbesserungen o.ä. unerheblich, von welchem Hersteller der Lack stammt bzw. welchen exotischen Namen die Farbe für den Verkauf trägt. 
Leider stimmen beim Modell nicht bei allen Fahrzeugen die Farbtöne mit den RAL-Tönen überein. Diese Tatsache wird besonders deutlich, wenn man etwa die Farbgebung (grün) der Schnellzugwagen verschiedener Hersteller miteinander vergleicht. Diese Ungenauigkeiten in der Modellausführung werden langsam weniger, aber sie sind bei verschieden Herstellern immer noch zu finden.
Beispiele für deutliche Farbabweichungen (H0) sind die vierachsigen Abteilwagen von Fleischmann ohne Kurzkupplung, die 03.10 von Märklin, die badischen Schnellzugwagen von Liliput aus österreichischer Produktion und das Grün älterer Personenwagen von Trix. Einzig Roco bemühte sich um eine konsequente Verwendung der RAL-Farben, inzwischen liefern die Hersteller weitgehend korrekt lackierte Modelle aus.
Für die Verwendung so unterschiedlicher Farben beim gleichen Vorbildfarbton gibt es verschiedene Gründe. Die Farbwahrnehmung des menschlichen Auges ist ein Argument, es gibt aber auch Stimmen, die diese Unterschiede als Teil der Verkaufsstrategie sehen, denn so unterschiedliche Grüntöne sehen nicht gut nebeneinander aus.
Ein anderes Problem entsteht durch mangelnde Recherchen über die Farbgebung des Vorbilds, mit diesem Problem dürften wir uns in Zukunft aber kaum noch beschäftigen müssen.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Lackierung der DRG-Elloks. Verschiedene historische Quellen und moderne Bücher berichten, daß dafür der RAL-Ton 7018 (4h) verwendet wurde. Nimmt man die Farben von Günther oder Weinert als Referenz, gibt es meines Wissens nach kaum ein käufliches Modell, daß exakt diesen Farbton trägt. Die meisten Modelle, egal welchen Herstellers waren ohnehin bis etwa 2000 in RAL 7031 oder einem Abkömmling gehalten. 7031 wurde aber nach den Recherchen von Helmut Klauss nur zeitweise in Mitteldeutschland benutzt.
Weiter ist erst durch das Auftauchen verschiedener Bilder belegt, daß auch die ersten Einheitsloks noch das grün-schwarze Kleid der Preußen trugen, wie Wolfgang Diener anschaulich darlegt.
Somit ist immer damit zu rechnen, daß scheinbar unumstößliche Wahrheiten einer Korrektur bedürfen.
Wenn Sie also lackieren wollen, informieren Sie sich genau, ob der gewünschte Farbton stimmt, nichts ist schlimmer als wenn nach tagelanger Arbeit das Modell den Freunden vorgestellt wird und Einer plötzlich feststellt: "Na, mit der Farbe ist die Lok nie gefahren!"

1. Die Farbliste
Das Farbregister nach RAL enthält über 150 Farbtöne, die wenigsten sind aber für uns interessant.
Nachfolgen die Farben für die Epoche II, DRG
 
Farbenbezeichnung RAL- Nummer Verwendung/ Vorbildfahrzeuge



Beige 1001 Fensterband an allen Triebwagen bis 1941; Ruhrschnellverkehr
Sandgelb 1002  Tarnlackierung (3% der Fläche) 1944 -1945
Chromgelb 1007 Anschriften 
Blutrot 2002 Anschriften 
Feuerrot 3000 Stromabnehmer und Dachleitungen bei Elloks sowie die Radsätze von 1920 - 1940; Dampflokfahrwerke von frühestens 1925 - 1949
Rubinrot 3004 Ruhrschnellverkehr
Weinrot 3005 Triebwagen, S-Bahn Berlin bis 1940, Aufbau der E 19
Violett 4000 SVT, Rheingoldzug, Henschel-Wegmann-Zug
Graublau 5008 S- Bahn Hamburg
Blaugrün 6004 2. Klasse der Berliner S-Bahn
Flaschengrün 6007 Reisezugwagen ab 1.7.1939,  ausschließlich in Verbindung mit dem Reichs-(Hakenkreuz-)Adler, Tarnlackierung (18%)
Braungrün 6008 Reisezugwagen bis 30.6 1939, Einheitsloks in KPEV- Lackierung
Isargrün 6011 Tarnlackierung (23%) kein RAL-Ton festgelegt, ungefähr 6011
Steingrau 7001 Tarnlackierung (1%)
Eisengrau 7011 Erste Wehrmachtslackierung, Güterwageninnenseiten, Kesselwagen, Tarnlackierung (30%) Dächer der Dampfloks
Blaugrau 7018 Elloks
Schwarzgrau 7021 Zweite Wehrmachtslackierung, MCi
Blaugrau (heutige Bez.) 7031 Elloks
Rotbraun 8012 Güterwagen, Dampflokfahrwerke bis höchstens 1935
Tiefschwarz 9005 alles was schwarz sein soll, teilweise. auch Dächer der Reisezugwagen
Weißaluminium 9006 Dächer des SVT,
Reinweiß 9010 Anschriften
Umbrabraun hell ----- Tarnlackierung (25%) keine RAL- Nummer festgelegt, entspricht ungefähr 8025 oder ...

2. Das Werkzeug
Wie bei allen Arbeiten ist auch hier das richtige Werkzeug von entscheidender Wichtigkeit für die Qualität der Arbeit.
Für die gelegentlichen Arbeiten sind Spraydosen ausreichend. Vorteil ist die fast unbegrenzte Lagerfähigkeit des Lacks, auch läßt sie sich gut handhaben. Nachteilig ist der hohe Preis und die große Menge Farbe, die sich bei jedem Sprühstoß über das Modell ergießt. Die Dosen sollten im Modellbahnfachhandel erworben werden, Dosen aus dem Baumarkt bedürfen erhöhter Vorsicht bei der Anwendung. Die Pigmentierung ist bei speziellen Modellbahnfarben meist besser. Der beste Anbieter für derartige Sprühdosen war Günther. Hersteller war die Firma Peter K*****, dessen Name mir im Moment nicht einfällt...
Für die Grundierung allerdings ist meiner Erfahrung nach die Dose aus dem Baumarkt völlig ausreichen, mit etwa € 3,- ist sie auch wesentlich billiger.
Für Pinsellackierungen sind die gewöhnlichen Modellbaupinsel eher ungeeignet. Beste Erfahrungen habe ich mit sogenannten Künstlerpinseln gemacht. Diese sind von erheblich höherer Qualität, mit 10 bis 20.- und mehr aber auch nicht ganz billig. Ein gutes Zeichen ist es schon, wenn der Pinsel mit einer Schutzkappe verkauft wird.
Die besten Lackierungen sind natürlich mit einem Kompressor und einer Airbrush- Pistole zu erreichen. Ich selber benutze einen selbstgebauten Kompressor (LKW-Luftkessel + Drehstromantrieb) und eine Spritzpistole von Kager, damit sind fast alle meine Modelle lackiert worden. für weniger genaue Arbeiten nutze ich seit einem Jahr auch eine einfache und vor allem besser zu reinigende Airbrush-Pistole aus dem Conrad-Sortiment.
Ein Kompressor erlaubt nicht nur die Regulierung des Luftdruckes, durch sein Speichervolumen ermöglicht er auch einen gleichmäßigen Druck. Sicher sieht es lächerlich aus, wenn der Zuleitungsschlauch die Spritzpistole an Durchmesser übertrifft, der Erfolg beim Spritzen läßt das schnell vergessen.
Weiter gehören diverse Verdünnungen zum Zubehör, Wattestäbchen, Rührhölzer und ein Sack voll Lappen.
Ein ganz wichtiges Teil ist ein engmaschiges Sieb. Gerade bei der Lagerung und Verarbeitung der Farben geraten winzige Krümel in den Lack. Diese verstopfen im schlimmsten Fall das Düsensystem, in der Regel setzen sie sich aber auf großen Flächen gut sichtbar ab. So sollte beim Füllen der Vorratsbehälter die Farbe durch solch ein Sieb laufen. Diese Drahtgitter (Maschenweite 0,2 - 0,4 mm) gibt es unter anderem im Architekturbedarf (öffnet ein neues Fenster).

3. Die Lacke
In den meisten Fällen dürften die vom Fachhändler angebotenen Abfüllungen (2 - 5 cl) für ein Modell ausreichend sein. Die Farben von Weinert, Revell, Humbrol und die aus japanischer Produktion sind auf Alkydharzbasis hergestellt und m.E. miteinander mischbar. Für den ganz großen Bedarf kann es auch wirtschaftlich sein, die Farbe im Baumarkt zu kaufen oder sie sich extra mischen zu lassen.
Für die Lackierung von über zwanzig Reisezugwagen ließ ich mir einst RAL 6008 mischen, leider ist in dem Fall die Mindestmenge 0,5 Kg. Sicher trifft auch hier zu, daß die Pigmente im Modellack feiner sind, ich konnte jedoch keinen Unterschied zum gewöhnlichen Lack feststellen.

4. Die Vorbereitung
Die Vorbereitungen sind ausschlaggebend für den Erfolg beim Lackieren. Wichtig zu wissen ist, daß Fehler auf dem Modell, wie Kratzer, Dellen oder Klebstoffspuren durch einen Farbanstrich nicht überdeckt werden. Sie treten deutlicher hervor! Darum ist ein Irrtum zu glauben, die Farbe überdecke die kleinen Schönheitsfehler schon.
Drum gilt: Eine saubere Lackierung ist nur auf einem exakten, sauberen Untergrund zu erreichen. Das Objekt muß sauber, fettfrei, staubfrei und trocken sein.
 Neben dem möglichen Problem der Lackverträglichkeit beim Überlackieren bestehender Farbgebungen (bisher noch keine negativen Erfahrungen) gibt es hier nur wenig Schwierigkeiten. Ist der Originallack fest, dünn und gleichmäßig ohne Beschädigungen, gibt es auch mit der neuen Farbschicht keine Schwierigkeiten.
Ist aber die Lackschicht teilweise abgeplatzt, hat Luft- und Staubeinschlüsse oder ist gar zu dick, gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Radikalste ist das Entfernen der Ursprungslackierung. Bei Metallmodellen geht dies am besten mit Nitroverdünnung. Aber Vorsicht: Vergewissern Sie sich ob auch wirklich ALLE Kunststoffteile vom Gehäuse entfernt wurden. Manche Bauteile werden nicht als Einzelteile erkannt und lösen sich dann in der Verdünnung ebenfalls auf.
(Stellen Sie sich vor, daß passiert Ihnen mit dem Modell einer Firma, die die Lieferung von Ersatzteilen konsequent verweigert (in den 90ern mit Rivarossi erlebt). Oder den Luftkessel (Materialwert: 2,35) gibt es nur mit dem kompletten Gehäuse (Märklin) für 179.90! Vielleicht wird das Modell auch  überhaupt nicht mehr hergestellt. Seien Sie gewarnt!)
Bei Kunststoffmodellen ist ein behutsameres Herangehen notwendig. Die teurere Variante ist die Benutzung eines Strip-Abbeizers. Dieses Pulver ist ursprünglich für die Möbelrestauration gedacht. Mit etwas Glück lösen sich bei der Anwendung die Farbschichten einzeln, gerade bei der Restauration kann diese Eigenschaft von Vorteil sein. Eine recht preiswerte Methode ist der Einsatz gewöhnlicher Bremsflüssigkeit aus dem Kfz- Bereich. Dabei kann auch gebrauchte Flüssigkeit verwendet werden. Das Entfernen der alten Farbe dauert natürlich seine Zeit, je nach Dicke bis zu vier Wochen. Eventuell verbliebene Reste lassen sich mit einer Zahnbürste entfernen, problematisch ist natürlich die Entsorgung der Bremsflüssigkeit. Bei manchen Farben geht auch Backofenreiniger.
Vor jeder Lackierung sollten Sie das Teil in warmen, spülmittelhaltigen Wasser abwaschen. Anschließen sollte das Objekt nicht mehr mit den Fingern angefaßt werden und an einem staubfreien Ort trockenen. Versuche, die Trocknung mit einem Haarfön zu beschleunigen sind nicht ungefährlich, schleudert der Fön doch neuen Staub auf das zu lackierende Teil. Eine feinmaschige Kappe über die Ansaugöffnung des Föns gestülpt, hält aber den meisten Staub ab, sorgt aber für höhere Drehzahlen beim Gebläse und ist nicht ganz ungefährlich.
Jetzt gilt es nur noch das Gehäuse so zu halten, daß Farbstrahl von allen Seiten gut herankommt. Ein alter Plattenspieler leistet dabei gute Dienst, ich selber bevorzuge aber immer noch die gute alte Zangenmethode. Allerdings sollte die Haltehand einen Handschuh tragen, sonst laufen Sie die nächste Zeit mit Farbresten auf der Haut rum.
Noch eine Bemerkung: Selbst gefertigter Lack hat in den meisten Fällen nicht die Festigkeit industrieller Farbschichten. Deshalb ist bei der Handhabung der eigenen Kreationen erhöhte Vorsicht geboten.
Ein Wort zur Beleuchtung: Die besten Lichtverhältnisse liefert die Natur, leider erkauft man die perfekte Ausleuchtung der Sonne mit verschiedenen Nachteilen. Nach der zweiten kosmischen Konstanten, oder besser bekannt als Murphys Gesetz (Murphy's Law), wird gerade dann, wenn man draußen lackiert, der Wind Staub aufwirbeln oder Insekten werden von der noch feuchten Farbschicht angelockt.
Optimal ist trotzdem die Mittagszeit von April bis Oktober und ein Raum mit Dachfenster. Aber auch unter Kunstlicht sind ordentliche Lackierungen zu erreichen, etwa 1000 Watt, dezentral angeordnet, sind das Minimum. Am unempfindlichsten sind da Tarnlackierungen, die sind selbst bei normalen Deckenlicht möglich.

5. Die Grundierung
Nachdem nun das Objekt vorbereitet wurde, steht in den meisten Fällen eine Grundierung an. Darauf kann verzichtet werden, wenn das Teil noch einen festen Originalanstrich trägt, der im Farbton gleich oder noch besser, heller ist.
Grundiert werden alle blanken Metallteile, mehrfarbige Originalanstriche, Fahrzeuge oder Fahrzeugteile aus unterschiedlichen Materialien und alle selbst gefertigten Objekte.
Letzteres ist von großer Bedeutung für ein perfektes Endergebnis. Selbst wenn Sie noch so genau gearbeitet haben, es wurde gespachtelt und geschliffen, gibt es immer noch Fehlerstellen. Deshalb mein Rat: Ist das Gehäuse (oder was auch immer) fertig, grundieren Sie es dünn, aber deckend. Nach dem Trocken des Anstrichs inspizieren Sie genau die Kanten und Flächen. Plötzlich sind zahllose Mängel zu entdecken. Gerade bei heller Grundierung sind sie gut zu erkennen. Nun sollten diese Stellen gespachtelt und geschliffen werde, dann folgt wieder eine hauchdünne Schicht Grundierung. Dieser Vorgang ist solange zu wiederholen, bis ein befriedigendes Ergebnis erreicht wird., mehr als drei Grundierungen halte ich aber für nicht empfehlenswert, dann lieber einmal die Grundierung abwaschen.
Dabei ist aber darauf zu achten, daß die Schichten Grundierung nicht so dick werden, daß feine Details zugeschwemmt werden.
Wichtig ist noch die Technologie des Sprühens oder Spritzens.
Beim Druck auf das Ventil sollte der Strahl ins Leere gehen, im Abstand von etwa 25 cm (Dose) oder 10 - 15 cm (Pistole) wird der Stahl über das Teil gezogen, Umkehrpunkte liegen außerhalb des Modells. Ein kreuzweises Sprühen bringt den besten Erfolg. Mit einer Airbrush-Pistole kann, den richtigen Luftdruck vorausgesetzt, auch punktweise gespritzt werden, wie es bei Tarnlackierungen notwendig ist.
Anweisungen finden Sie auch in den Begleitdokumentationen der Spritzpistolen und auf den Spraydosen.

6. Die Lackschichten
Lack ist kein Filler! Lack soll lediglich färben, d.h. die Grundierung schaft den eigentlichen Lackaufbau. Es hat keinen Zweck, eine unebene Fläche zu lackieren, der Lack ist nicht in der Lage, Unebenheiten auszugleichen.
Für eine makellose Lackschicht ist es notwendig, das Objekt in mehreren dünnen Schichten mit Farbe zu überziehen. Diese Vorgehensweise hat einige Vorteile. Erstens ist die Gefahr, winzige Detail mit Farbe zu ertränken, gering.
Zweitens kann der Glanzgrad besser beeinflußt werden, eine einzige dicke Schicht in einem Arbeitsgang gesprüht, neigt sehr schnell zu unnatürlichem Glanz.
Drittens trocknet ein dünner Lackfilm schneller und Staub hat weniger Zeit sich festzusetzen. Nicht zuletzt bei Tarnlackierungen kommt es auf eine körnige Oberfläche an, dies ist nur mit hauchdünnen Aufträgen zu erreichen.

Beispiel für eine sechsfarbige Flecktarnung
BR 44 ÜK mit Formtarnung
Märklin Hamo 44, Formtarnung aus Blech, Tarnlackierung entsprechend Formtarnplan III, etwa 1944, Spritz-/Pinsellackierung

Verschiedene Bücher empfehlen einen Spritzdruck von 2 bar, teilweise habe ich große Objekte auch mit 5 bar lackiert. Bei geringeren Druck ist es möglich, auch kleinste Teile sauber mit Farbe zu überziehen. 

Die Farbe ist, so wie sie aus der Dose kommt, für das Spritzen viel zu dick. Je nach Alter und Hersteller kann es notwenig sein, einen Teil Farbe mit bis zu zwei Teilen Verdünnung zu vermischen, die Farbe sollte etwa wasserartig sein, aber auch hier gilt: Sammeln Sie eigene Erfahrungen!
Ist Die Farbe zu dick, "hustet" die Spritzpistole ungelöste Pigmente auf das zu lackierende Objekt, ist sie zu dünn, löst die Verdünnung möglicherweise die darunter liegende Schicht oder die Mischung läuft am Objekt hinunter, bei genügendem Abstand und entsprechendem Druck aber verdunstet genügend Verdünnung vor dem Auftreten auf dem Objekt.

Zwischen dem Auftragen der einzelnen Schichten sollte eine kurze Pause ( 1 - 5 min, je nach Farbe) eingelegt werden, wenn die letzte Schicht staubtrocken ist, kann der nächste Auftrag folgen. Drei Schichten reichen gewöhnlich bei glatten Oberflächen, bei sehr verwinkelten Lokomotivteilen sind im schlimmsten Fall acht bis zehn Aufträge notwendig.
Wenn in solchen Fällen tiefliegende Bereiche einfach nicht erreicht werden, verringern sie den Druck auf 1 - 0,5 bar und spritzen Sie direkt in die Vertiefung. Aber Vorsicht, bei zu starken Farbausstoß sieht man diese Stellen hinterher.
Aber auch das ist Erfahrungssache. 


7. Das Aushärten
Nach einer erfolgreichen Lackierung sollte die Lackschicht genügend Zeit haben um auszuhärten. Zimmertemperatur ist völlig ausreichend, das Objekt auf die Heizung zu stellen oder direkt in die Sonne zu legen ist auch möglich. Beides sollte natürlich erst erfolgen, wenn die Farbe griffest ist. Zwischen den Platten eines Heizkörpers steigt ständig warme Luft auf, diese befördert Staub, der sich nur zu gerne auf dem Lack absetzt.
Eine weitere Möglichkeit ist das Einbrennen der Farbe. Aber hier ist wieder einmal höchste Vorsicht geboten. Erstens ist das nur bei Metallmodellen möglich, dann müssen ALLE Kunststoffteile entfernt werden.
Zweitens sollte der Backofen vertrauenswürdig sein, zur Überprüfung dient ein Backofenthermometer.
Zum Einbrennen geeignet sind Märklingehäuse seit etwa 1965 ( keine Garantie!!), sämtliche Fahrzeuge aus Blech, wobei dort auf Lötstellen zu achten ist! Schon ab 50C° lösen sich Lötstellen, wie ich leider lernen mußte.
Wie weit Objekte aus Weißguß backofentauglich sind, vermag ich nicht zu sagen.
Einige Schmelztemperaturen:
Metall Temperatur in °C
Zink 419
Zinn 232
Blei 327
Die Zusammensetzung der im Modellbau verwendeten Legierungen ist mir nicht bekannt, es ist aber zu beachten, daß Legierungen im Allgemeinen niedrigere Schmelz- bzw. Zersetzungstemperaturen haben als der metallisch reine Stoff.
Wenn Sie also Fahrzeuge dem Backofen anvertrauen, tun Sie dies auf eigene Gefahr. Zur Sicherheit sollten Sie vorher mit einem wertlosen Abfallstück experimentieren. Dabei ist zu beachten, das die Fähigkeit zum Wechseln in den nächsten Aggregatzustand auch von Größe und Volumen beeinflußt wird, d.h. von der Fähigkeit des Objekts, Wärme zu absorbieren.
Dazu eine Anekdote:
Der originale weinrote Anstrich der Märklin 03.10 ist nicht sehr vorbildgetreu, ich wollte also die Lok mit 7021 umlackieren. Während des Grundierens heizte ich den Backofen auf 100°C vor. Normalerweise sind Farblacke nur bis 80°C farbstabil, darüber können Verfärbungen auftreten, bei einer Grundierung ist das aber egal. Nach erfolgter Spritzung setzte ich die Lok auf das mittlere Rost und ging für zwanzig Minuten meiner Wege.
Zurück gekehrt, entnahm ich das Lokgehäuse und erschrak. Daß die weiße Grundierung nun gelblich aussah, war kein Problem. Aber das Lokgehäuse war stellenweise deformiert (Führerstand), auf dem Kessel zeigten sich über all "Pickel".
Bei der Suche nach der Ursache stellte ich fest, daß der Backofen fehlerhaft war, er heizte unabhängig von der Schalterstellung bis 270 °C.
Nun schmilzt Zinkdruckguß noch nicht bei diesen Temperaturen, aber die Lufteinschlüsse und auch mögliche Verunreinigungen trieben das Gehäuse auseinander.
Fazit: Das Gehäuse war unbrauchbar, die Grundierung aber ist der stabilste Anstrich, den je ein Modell bei mir erhielt.

8. Beschriftung
Ein recht schwieriges Kapitel. Nicht nur, daß die Anbringung der Beschriftung, welcher Art auch immer, sehr viel Feingefühl verlangt, auch kann mit einer unsauberen Beschriftung die ganze Arbeit verdorben werden. Da kann die Lackierung noch so perfekt sein, schief angebrachte Schilder und Schriftzüge fallen sofort ins Auge.
Eine Beschriftung frei Hand kommt höchstens für große Maßstäbe in Frage, in der Vergangenheit wurden auch H0 oder TT-Fahrzeuge mit der Hand beschriftet, in Modellbahnzeitschriften der fünfziger und sechziger Jahre kann man so etwas betrachten.
Zum Glück bietet die Industrie heute Beschriftungssätze für (fast) jeden Bedarf. 

Blechschilder
Für Lokomotiven gibt es wunderbare, geätzte Messing- oder Neusilberschilder, die auch gut zu verarbeiten sind.


Beschriftung der Märklin E 04 mit geätzten Schildern aus Neusilber
E 04 23 von Märklin, umgebaut aus Gleichstrom, lackiert in RAL 7018, Beschriftung von Gaßner, Spritzlackierung
(auf dem Foto Farbverfälschungen!)


Vor dem eigentlichen Anbringen müssen die Schilder eingefärbt werden. Dabei ist einfach mit einem Pinsel das ganze Schild mit schwarzer Farbe zu überziehen. Dabei sollte die Farbe ungefähr den Glanzgrad des übrigen Gehäuses haben. Nach einer ausreichenden Trockenzeit nehmen Sie das ganze Blech und reiben die Vorderseite auf einer rauhen Pappe. Dafür geeignetes Material finden Sie als Rückseite von Schreibblöcken oder als Versteifung von Oberhemden. Im Gegensatz zu Schleifpapier bleibt dabei das Blech unbeschädigt.
Nach dem Ausschneiden bzw. dem Durchtrennen der Haltestege wird der Rand des Schildes eingefärbt.
Ist auch diese Farbe trocken, beginnt der schwierigste Teil. Die Stelle, die das Schild aufnehmen soll, muß eben, trocken und staubfrei sein. Seitenschilder sollten auch an der gleichen Stelle sein, also sehen Sie nach, ob auf der anderen Seite des Fahrzeugs überhaupt eine gleiche Anbringung möglich ist! Manchmal befinden sich an der gewünschten, vorbildgerechten Stelle Luken, Nieten oder andere erhabene Teile.
Ist dann der Anbringungsort definiert, wird das Schild aufgeklebt Das klingt einfacher als es ist. Das Kleben mit Sekundenkleber hat zwar den Vorteil, daß das Schild sofort sitzt, aber wenn Sie es schief ansetzen, ist eine Korrektur nur noch sehr schwer möglich.
Günstiger ist da meines Erachtens ein Kontakt- oder ein Zwei-Komponenten-Kleber. Ein winziger Tropfen Klebstoff reicht! Zum Rand der Beschilderung muß mindestens ein Millimeter Platz sein, den jedes Verschieben des Schildes zieht Klebstoffspuren nach sich. Nehmen Sie zu viel Kleber, wird er beim Anpressen des Schildes hervorgedrückt und ist nicht mehr zu beseitigen. Also: Vorsicht!
Möglich ist auch das Fixieren der Schilder mit Klarlack, allerdings ist hier die Festigkeit nicht so überagend. Vorteil ist, daß der Lack nicht so auffällt, wenn er unter dem Schild vorgekrochen kommt. Ein abschließender Überzug mit Klarlack wirkt da aber noch Wunder,
Beste Erfahrungen habe ich mit folgendem Vorgehen gemacht. Das Schild wird mit einer kleinen Pinzette an der schmalen Seite gepackt. Auf die Rückseite, in der Mitte wird ein winziger Tropfen Kleber (oder Klarlack) aufgebracht, dann wird das Schild mit der freien Schmalseite an der gewünschten Stelle angesetzt und mit dem Finger oder einem geeigneten Werkzeug festgehalten. Läßt man mit der Pinzette los, sollte das Schild in die richtige Lage fallen. Feinste Ungenauigkeiten werden mit einer Stecknadel korrigiert.
Um eventuellen Pleiten vorzubeugen, empfehle ich einige Übungsdurchgänge. Schneiden Sie Sich einige Blechstreifen zurecht und üben Sie an einem wertlosen Gehäuse! Eigene Erfahrungen und eine ausgefeilte Technik sind mehr wert als alle Artikel, die Sie lesen.

Schiebebilder


Schiebebilder auf ein3em C4ü pr. 13 von Schicht
Schicht C4ü pr13, lackiert in RAL 6008, Beschriftung von Gaßner, Spritzlackierung
(Farbverfälschung auf dem Foto!)


Sie sind recht leicht zu verarbeiten haben aber den Nachteil der geringen Haltbarkeit und der sichtbaren Ränder. So sehr man sich auch bemüht, solche Objekte wie der 39er Reichsbahnadler sind einfach nicht völlig sauber auszuschneiden. Neuerdings gibt es auch Schiebebilder, die ohne diesen transparenten Rand ausgeliefert werden.
Verwendet werden diese Beschriftungen für Wagen und für Loks. Die Verarbeitungshinweise liegen gewöhnlich bei, trotzdem noch einmal kurz die Prozedur. Das gewünschte Objekt wird sauber ausgeschnitten (mit Rand) oder nur grob mit der Trägerpappe ausgeschnitten (ohne Rand).
Mit einer Pinzette wird es kurz in handwarmes Wasser getaucht, bis die Trägerpappe durchweicht ist. Dann muß der Klebstoff noch aufweichen, das dauert ein bis drei Minuten. Solange legt man das Stück am besten ab. Sowie sich die Beschriftung auf der Trägerpappe leicht schieben läßt, wird wir die Pappe an die gewünschte Stelle  gebracht und die Folie an den Platz geschoben. Bei kleineren Objekten ist das relativ problemlos, größere Objekte wie Werbeschriften auf Lastwagen o.Ä. reißen dabei leicht ein oder verkleben miteinander, so daß die Beschriftung nicht mehr zu retten ist. Liegt die Folie an der richtigen Stelle, nehmen sie mit etwas Zellstoff oder mit einem Wattestäbchen das überschüssige Wasser auf. Aber drücken Sie dabei nicht so stark auf der Folie rum! Mitunter hebt man sie mit dem Wattestäbchen wieder ab.
Nach dem Anbringen der Schiebebilder sollte ein Weichmacher aufgetragen werden. Behauptet wird immer, daß der Weichmacher die Trägerfolie fast unsichtbar machr. Das konnte ich noch nicht beobachten, es gibt aber auch deutliche Qualitätsunterschiede bei den Weichmachern. Der von Humbrol etwa taugte überhaupt nichts, er sorgte nur dafür, daß die Schilder wieder abfielen. Weil die Folien sehr empfindlich sind, sollte das ganze Fahrzeug nach der Beschriftung mit einer Schicht farblosen Lackes überzogen werden.
Überlegenswert ist es auch, mit Schiebebildern zu beschriftende Modelle statt mit Seidenmatt in Hochglanz zu lackieren. Dann erhält man eine gerade Oberfläche, auf der die Schiebebilder gut anliegen können. Da man sowieso mit Klarlack drüber muß, kann man den Glanzgrad dann auch mit dem Klarlack einstellen.

Klebefolien

In dieser Form liegen manchmal Zuglaufschilder bei. Neben der schlechten Haltbarkeit (Alterung) sind manche dieser Ausführungen auch nicht oberflächenversiegelt und nehmen deshalb schnell Schmutz an. Ich vermeide diese Form der Fahrzeugbeschriftung.

Fotografische Beschriftung


Beschriftung der 02 001
02 001 auf Märklinbasis, Umbau auf Gleichstrom, Dosenlackierung

Diese früher weit verbreitete Forn bediente sich der Schwarzweiß-Fotografie. Die Loknummern wurden aus weißem Papier gefertigt, auf einem schwarzen Hintergrung fotografiert und dann in der entsprechenden Größe entwickelt.
Ähnliches ist heute mit einem Laserdrucker möglich.

Abreibeschrift
ist auch nicht so der Bringer. Geeignet ist sie bei Gebäuden, für Fahrzeuge eher nicht.


Nachbehandlung
Wie schon erwähnt, sind selbst gefertigte Lackierungen nicht so stabil wie die industrielle Fertigung.
Weiter sollten Sie Fahrzeuge nicht mit fettigen Fingern anfassen, ob Sie soweit gehen, und Sich ein paar weiße Samthandschuhe kaufen, sei Ihnen überlassen.
Und noch etwas: Seien Sie vorsichtig bei der ersten Probefahrt, sofern Sie ein Eigenbaumodell testen. Wie es der Teufel so will (oder die erwähnte kosmische Konstante) haben Eigenbaumodell ein anderes (größeres) Lichtraumprofil und neigen dazu mit der neuen Lackierung an Signalmasten, Bahnsteigkanten oder Weichenantrieben hängen zubleiben.....

Beispiele für erfolgreiche Lackierungen
finden Sie direkt bei den Fahrzeugbeschreibungen.

 
Stand 02.Februar 2005

 
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