|
||||||
|
Unfallursache
Am 17. August des Jahres 1995 ( Die Rolling Stones spielten in
Berlin)
kam es am südlichen Bahnübergang zu einem Bahnbetriebsunfall.
Der Fahrer einer Zugmaschine, die einen Anhänger, beladen mit etwa
20 mm Stahlplatten, beförderte, ignorierte die Verkehrszeichen und
rückt bis zur geschlossenen Halbschranke vor. Ihm gegenüber
stand
ebenfalls ein LKW, allerdings nur Fahrzeug mittlerer
Größe.
Nach dem Passieren der S-Bahn und dem Öffnen der Schranke
befuhren
beide Fahrzeuge den Übergang. Mitten auf dem Bahnübergang
stellte
der Fahrer der Zugmaschine dann endlich fest, daß er mit seinem
Fahrzeug
den Bogen hinter der Schranke unmöglich befahren konnte. Er hielt
an und versuchte mit Rangierbewegungen sich aus der Zwangslage zu
befreien.
Bei den Versuche kam er nicht weit, so daß der Anhänger noch
auf den Gleisen stand. In diesem Moment schloß sich die
Halbschranke,
der Schrankenbaum befand sich zwischen Zugmaschine und Hänger.
Der Fahrer nutzte weder die Sollbruchstelle, die jeder Schrankenbaum
hat noch nutzte er die Option, den in gerader Linie befindlichen
Zaun des Grabsteinmetzen niederzufahren um sein Gefährt von den
Schienen
zu bekommen. Er verließ sein Fahrzeug, eilte auf die Gleise und
entdeckte
den aus Berlin kommenden Zug.
Er bstand aus einem an der Spitze laufenden Steuerwagen, geschoben
von einer BR 243 ( DB 143). Durch den Gleisbogen konnte der
Lokführer
das Hindernis nicht sehen. Der LKW-Fahrer rannte auf dem Gleisbett dem
Zug entgegen und ruderte mit den Armen. Der Bremsweg reichte nicht aus.
Unfallverlauf
Der Steuerwagen traf den Anhänger mittig, das Fahrzeug wurde bei
dem Aufprall nach links geschleudert und völlig zerstört. Die
geladenen Eisenplatten aber wurden nicht weggeschleudert, sie blieben
vor
dem Zug. Als die Stahlteile auf den Schienen ankamen, fuhr der
Steuerwagen
auf die Platten auf umd entgleiste. Etwa 250 m hinter dem
Bahnübergang
bohrte sich der Steuerwagen rechts der Gleise ins Erdreich und knickte
einen Gittermast um, der auf dem Steuerwagen zum liegen kam. Bei der
Kollision
mit dem Fundament wurde der Führerstand so schwer verformt,
daß
der Lokführer schwerste Verletzungen erlitt. Er starb kurz nach
der
Bergung auf dem angrenzenden Friedhof.
Die Stahlplatten erhielten soviel Energie, daß sie auf dem Gleis
bis hinter das Einfahrsignal vom Bahnhof Zeuthen rutschen, etwa 1 km
weit.
Die Wiederherstellung
Die Ladung wurde erst 5 Stunden nach dem Unfall zu Beginn der
Dämmerung entdeckt, als Monteure vom Bahnstromwerk Berlin die
Radspanner
an der elektrischen Bahnhofsgrenze inspizierten.
Die besondere Bauart der Fahrleitung auf der Strecke, Gittermasten
mit zweigleisigen Auslegern, hatte zur Folge, das die Kettenwerke
beider
Gleise zerstört wurden. Damit war der elektrische Betrieb für
längere Zeit unterbrochen.
Während der Bergung lief parallel die Reparatur der abgerissenen
S-Bahnstromschiene. In der Nacht zum 18. August fuhr die S-Bahn bereits
wieder eingleisig.
Die Aufräumarbeiten, das Bergen der verunglückten Fahrzeuge
dauerte bis zum nächsten Nachmittag. Dabei kam ein EDK aus Leipzig
zum Einsatz. Nach dem Beräumen wurde der beschädigte
Gittermast
abgebaut. Mittels des MTVs aus Ludwigsfelde wurde ein Ersatzmast
gestellt. Nach etwa drei Tagen war die Stecke wieder befahrbar.
Nacharbeiten
Dadurch, daß das Fundament ebenfalls Schäden durch den
Aufprall
davon trug, mindestens zwei der Ankerbolzen waren unbrauchbar und das
gesamte
Fundament verschoben, wurde in den Wochen nach dem Unfall neben dem
alten
ein neues Fundament gegossen.
Im folgenden Winter wurde dann mit einem Hubschrauber ein neuer
Mast gestellt. Dieser wurde auf dem Lagerplatz Wünsdorf
komplettiert
und dann mit einem Mi 8 nach Eichwalde geflogen. Von diesem Einsatz
stammen
die folgenden Bilder.
|
|
|
|
(der Mast der Zwischenlösung steht
dahinter)
Der Blick fällt Richtung Berlin, der Bahnübergang ist 250 Meter entfernt, hinter dem weißen Gebäude rechts. |
|
|
|
|
|
Er trägt den Mast, an dem schon der zweigleisige Ausleger hängt. | Dabei muß er den Mast neben der Verstärkerleitung absenken. |
|
|
|
|
ohne Teile der bestehenden Anlage zu
berühren.
Die Monteure führen den Mastfuß exakt auf die Bolzen. Die Zeit, die ein Hubschrauber auf der Stelle verharren kann ist begrenzt, beim Stand fehlt die Kühlung durch den "Fahrtwind". |
der Hubschrauber öffnet das das
Schloß,
das Stahlseil fällt, der Mi 8 ist frei.Die Aktion dauerte nur zwei
Minuten.
Eine Kühlrunde zu fliegen war nicht nötig. |
Nachtrag
Ich hatte öfter das Privileg, mit den Hubschrauberbesatzungen
( Interflug und Nachfolger) aus Schönefeld Maste zu stellen. Es
war
immer wieder verblüffend, wie genau und präzise die
Besatzungen
den Mast absetzen konnten.
Der Pilot selber kann den Mast und was unter dem Fluggerät
passiert
nicht sehen. Er ist auf die Befehle des zweiten Mannes angewiesen, der
auf dem Bauch liegend seitlich aus der Beobachtungskanzel sieht. Dieser
wiederum achtet auf die Handzeichen der Monteure und, sofern
verständlich
auf die fernmündlichen Weisungen des Bodenmitarbeiters.
Es klappte immer reibungslos. Es waren wirkliche Meister ihres Fachs!
Über strafrechtliche Konsequenzen für den Unfallverursacher ist nichts bekannt. Noch Wochen nach dem Unfall machten die Personale auf dieser Strecke, wenn möglich, "Kopf", um nicht mit dem Steuerwagen vorraus fahren zu müssen. |
|
||||||
|