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Baubericht
EG 505 von Westmodel
Stand vom 16.08.2009
Einführung
Die EG 505 gehörte zur Reihe der vierfach gekuppelten Güterzugloks, die die Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnen für den Versuchsbetrieb Halle-Bitterfeld beschafften. Bis 1914 liefen sie erfolgreich in Mitteldeutschland, nach Betriebseinstellung blieben sie bis 1915 abgestellt, die EG 505 wurde nach nach Schlesien umgesetzt und war in Niedersalzbrunn beheimatet. Erst 1923 wurde sie nach Halle zurückgegeben und beschloß ihre Existenz auf der Wiesen- und Werratalbahn.

Erster Eindruck
"Schiete, schon wieder eine Siemensloks!" entfuhr es mir, als ich die diesmal wieder kupferfarbene Kiste öffnete. Wie schön öfter, hatte ich mich bei der Bestellung des Bausatzes nicht mit Details des Vorbildes aufgehalten. Die Siemens-Isolatoren sind immer etwas aufwendiger umzubauen als schlichte Glockenisolatoren...
Ansonsten ist der Bausatz recht übersichtlich, wenig Blechteile, viele Gußteile und der SBS 9 von Piko. Die Räder sind wieder von Fleischmann, das von Westmodel bekannte Getriebe liegt bei.


Bild 1
Der Bausatz im Lieferzustand.

Ein Bekannter baut gerade die EG 507 des selben Herstellers und berichtete mir im Vorfeld von seinen Problemen mit dem Fahrwerk. Er hatte Schwierigkeiten, die Achsen alle in eine Reihe zu für ein kippelfreies Laufwerk zu bekommen Wer meine übrigen Bauberichte liest, wird feststellen, daß ich auch so meine Schwierigkeiten mit den mehrachsigen Fahrwerken hatte und habe. Da die EG 505 vier Kuppelachsen plus die Blindwelle hat, erwarte ich auch einige Probleme, alle Achslager exakt auszurichten. Deshalb versuchte ich erst garnicht, den geätzten Rahmen mit den Gußlagern zu bauen und das originale Getriebe zu verwenden.
Das KO-Kriterium waren letztlich die Blindwellengewichte. Wie so oft bei Gußteilen, stehen Achse und Blindwellenschrauben nicht parallel zu einander: Das folgende Bild zeigt sehr schön die Abweichung. Das Problem dabei ist, da die schief stehende Märklin- Kuppelstangenschraube die Stangen beim Umlaufen nicht gleichmäßig antreiben kann und das bekannte Zucken entsteht, wenn die Kraftübertragung ständig zwischen der linken und rechten Blindwellenschraube wechselt.


Bild 3

Sicher kriegt man das mit viel Geduld und Fummelei hin, und ich habe es auch schon geschafft. Darauf hatte ich aber ehrlich keine Lust und da der Neubau der Fahrwerke für die EP 211/212 gelungen war, fiel der Entschluß leicht, auch und künftig bei Kleinserienbausätzen alle Fahrwerke selber zu bauen.
In den geätzten Rahmen ein Messing-U-Profil einzuziehen, gelang nicht, weil der Rahmen zu eng ist. Also wurden die Seitenteil des geätzen Rahmens abgeschnitten und, die gegossenen Achslager weggelegt. Dann habe ich mit verschiedenen Zahnrädern ein bißchen gespielt, bis ich das richtige Getriebe rausgefunden hatte.
Hier kommen ausschließlich Zahnräder von Roco mit Modul 0,4 zur Anwendung, die roten von der 23.10, die schwarzen von einer DB 216 (o.ä.).


Bild 4

Nun habe ich ein 10er Profil abgelängt, an den Enden zu zugeschnitten, daß nicht störendes aus dem Messingrahmen rausguckt und mich dann an die Berechnung der Achsabstände gemacht. Die Formel (Anzahl der Zähne vom Zahnrad 1 + die Anzahl der Zähne vom Zahnrad 2 mal das halbe Modul, also 0,2) ergab Abstände, die trotz der 0,2 mm Zugabe arg eng waren und die Zahnräder schwer laufen ließen. Bei den kleinen Zahnrädern habe ich daher 0,5 mm Zugabe gewährt, bei den großen etwas weniger.
Mit der Fräse habe ich die Löcher für die Achsen gebohrt, aufgeahlt, dann der Schneckenturm aufgelötet, gebohrt, probiert, störendes Material beseitigt und zwei Stunden später lag dann der Getrieberahmen bereit.



Bild 5

Jetzt wurden die Zahnräder und Achsen eingesetzt, als Distanzstücke dienten wieder Stückchen von einem Silikoschlauch.




Bild 5 & 6


Das ganze war keine Hexerei und ging verblüffend gut und schnell. Das Einlöten der Achslager hätte mindestens ebenso lange gedauert und das Ergebnis wäre vom Fahrverhalten eher schlechter.
Nun galt es den Motor einzusetzen, da ritt mich aber wieder der Teufel. Statt nun den Faulhabermotor (den brauche ich für eine andere Lok und 50 Euro sind mir einfach zu viel) einzubauen, versuchte ich etwas anderes. Beim ET 88 hatte ich damals schon verblüffende Resultate mit CD-Rom-Motore erziehlt. Einen Motor für 13 Volt hatte ich noch und der bekam eine üppige Schwungmasse, die Schneckenwelle der 216.
Ja, ich höre schon wieder die Kritiker: Zu lange Achse, Schwungmasse schwingt, Lager wird zerstört, vordere Lagerung fehlt, sieht doof aus und viele, viele andere Argumente. Aber einen Versuch ist mir das doch Wert. Nur, wäre mir das vorher eingefallen, hätte ich den Schneckenturm niedriger gemacht und vielleicht eine dreimal so lange Schwungmasse, beidseitig gelagert, eingebaut.





Bevor ich aber den Motor fest einkleben kann, mußte das Gehäuse im Rohbau stehen. Der CD-Rom_Motor ist doch arg groß und droht ans Dach zu stoßen.
Die Bauanleitung spricht davon, die Führerstände und das Mittelteil erst zu berstücken und dann zusammen zu setzen. Leider war mein Gehäuseteil nicht so vorgebogen, daß die Führerstände problemlos reinpassen konnten. Da dann immer Nachbiegen und beim Löten etwas Gewalt und die Flamme nötig ist, fallen Kleinteile gern wieder ab. Also habe ich trotz der begrenzten Platzverhältnisse die Führerstände nackt eingelötet. Und das war ein Akt...



Nach dieser mittleren Katastrophe und einigen Korrekturen konnte das Oberteil schon einmal probeweise aufgesetzt werden. hier zeigte sich erneut, daß der Schneckentur zu hoch ist, die Schnecke ist im Gepäckabteil zu sehen, der Motor aber liegt richtig hinter den Motorlüftern.
         


Der Motor wurde eingeklebt (den Abstand zwischen Schnecke und Schneckenrad stellte ich mit etwas Kopierpapier ein), und der erste Problauf fand statt. Bei Youtube habe ich ein Video davon hinterlegt. Leider stellte sich dabei heraus, daß der Antrieb der äußeren Achsen über die Kuppelstangen nicht so funktioniert wie erwartet. Ein leichtes Klemmen der Stangen in eine Richtung sorgte dafür, daß sich das Fahrwerk auf dem Gleis etwas schüttelte. Das Aufahlen der Stangenaugen brachte nicht viel (wenn man vom zusätzlichen Spiel absieht), so daß ich diesen Weg nicht weiter verfolgte.
Das Fahrwerk wurde wieder zerlegt, die äußeren Achsen bekamen nun ebenfalls Zahnräder, der Schneckenturm wurde in die Mitte verlegt und der Antrieb erfolgt nun nicht mehr auf die B-Achse sondern auf B-Achse und Blindwelle. Aus Platzgründen fiel eine Getriebestufe weg, Versuche mit den von Westmodel gelieferten Zahnrädern brachten zwar eine sehr niedrige Geschwindigkeit aber auch einen sehr harten Lauf der Zahnräder. Ursache unbekannt.
So sieht das Fahrwerk nun nach dem ersten Umbau aus:





Die beiden Teile der Kuppelstangen wurden wieder zusammengelötet und verursachen kein Klemmen mehr, sehen aber nicht so toll aus. Befestigt sind die Kuppelstangen nur an den beiden inneren Radsätzen. Die "Löcher" in den Kuppelstangen mußten natürlich verschlossen werden, ich habe dafür entsprechende Zapfen gedreht und diese eingelötet. Irgendwie bin ich hier dann aber an der Grenze dessen angekommen, was ich mit meiner Drehbank zu leisten vermag.

Der Lauf des Getriebes ist, so neu und ungefettet, naturgemäß etwas schwergängiger als vorher, aber leiser und ohne dieses Hakeln. Die Höchstgeschwindigkeit mit nur einer Getriebestufe ist unerfreulich hoch, dank Digital aber regulierbar. Bei 14 Volt fährt die EG 505 einen Hauch mehr mehr als die beim Vorbild getesteten 80 km/h. Der Auslauf liegt bei rund 30 cm.

Die Fahrwerksblenden habe ich bestückt, sie werden noch mit dem Bremszylinder versehen und dann lackiert. Etwas knapp könnte es an der Blindwelle werden...




Etwas mühsam war das Anbringen des Laufbrettes auf dem Dach. Die geätzten Stützen waren zu kurz für eine tiefe, vorbildgerechte Anbringung des Ganzen.
Die Isolatorböcke für die Stromabnehmer sind für die EG 505 mit ihrem stark gewölbten Dach suboptimal. Man sieht auf dem oberen Bild, wie sehr ich sie teilweise hochnehmen mußte, damit die Stangen der Isolatoren waagerecht sitzen. Da zusätzlich noch jeder Bock anders aussieht, kommen viele Ungenauigkeiten hinzu.





Auf dem oberen Bild sehe ich nun auch, daß einige Böcke noch einmal besser ausgerichtet werden sollten. Der erste Sandkasten, die Übergangsbleche und die Kupplungen habe ich mit einem kleinen Gaslötkolben angebracht, ohne daß der Rest wieder abfiel. Wie man auch unschwer beim Vergleich der Bilder sehen kann, ist der Lokkasten bereits gestrahlt um besser löten zu können.





Die Sichtseite der Lok auf meiner Anlage, die "Fenster" rechts neben der Doppeltür sind noch mit Lüfter zu hinterlegen, der Topfmotor ist dann nicht mehr sichtbar.
Nun begann die Vervollständigung des Lokkastens mit Griffstangen, Lampen, Puffern, und Laufbrettern. Letzteres konnte nicht so einfach aufgelötet werden, die Halterungen waren zu kurz.






Einiges Kopfzerbrechen bereiteen mir die Dachstromabnehmer. Ein Industriemodell gibt es nicht, der SBS 9 von Piko ist zu modern. Deshalb habe ich einen älteren Stromabnehmer von Roco genommen und Versuche mit einer neuen Oberschere begonnen. Ein erstes Muster entstand aus 0,5er Kupferdraht. So richtig gelungen sind die Proportionen noch nicht...







Es bedarf noch einiger Versuche, bis das Ergebnis mir gefallen wird. Da die Ergebnisse am Bildschirm oft besser zu beurteilen sind, wurde der Lokkasten gestrahlt, grundiert und angefangen zu lackieren.




Oben die überarbeiteten Stromabnehmer, die beide noch nicht so gelungen sind, vor dem Lokkasten.
Das Dach wurde grau lackiert, die Teile unter dem Umlauf schwarz, die Blenden für den Fahrwerksrahmen braun. Griffstangen werden schwarz abgesetzt, die Bremshähne rot wie auch die Dachleitungen.
Die Stromabnehmeroberteile habe ich noch einmal aus 0,4er Federstahldraht gebaut, was mit passenden Proportionen viel eleganter aussieht. Die fertigen Stromabnehmer danach aufzusetzen, war erwas schwieriger als erwartet, aber nicht unmöglich.





Vom Aufbau her geht es nun in die Endrunde Nun mußte das Fahrwerk zumindest mechanisch fertig gestellt werden. Die Blenden wollte ich kleben, habe dann aber gelötet. Der Bremsbelag zwischen Blindwelle und Rad mußte etwas dünner geschliffen werden.
Den Rahmen habe ich mit einme Gemisch verschiedener Plakatfarben eingesaut, das Gestänge mit der bewährten Mischung aus Öl sowie roter und schwarzer Farbe.





Auf dem Dach wurden zuerst mit Plakatfarbe die Ablaufspuren von Schmutwasser und Rost aufgebracht,  die Isolatoren grün, die Dachleitungen rot gepinselt. Nach der Klarlackierung wurde noch Pulverfarbe aufgebracht. Nun fehlt nur noch der Abrieb der Stromabnehmer.





Die Stromabnehmer sind noch blank, müssen sich erst noch bewähren. Die Stromzuführung zum Decoder geschieht über den Isolator, der mittig unter dem Dachstromabnehmer zu sehen ist.





Blei gab es auch ordentlich. Vier Lagen mit 70 g im Dach, je 50 g in den Führerständen, hinter den Lüftern noch zweimal 30 g.
Lampen sind weiß auszulegen, der Hauptluftbehälter ist aus Kunstoff. Das Messingußteil war mir zu winzig. Der Fahrzeugrahmen müßte noch von innen gestrichen werden und der kleine Luftbehälter fehlt auch noch.





Ein paar weitere Sachen fehlen auch noch, das wäre die Innenraumgestaltung, der TBK-Kupplungshaken, ein Kutscher, die Führerstandsverglasung und ein paar Dinge, die mir jetzt nicht einfallen.





Probeweise durfte die EG 505 schon mal eine Güterzug ziehen und sich zum Foto aufstellen.
Die Innenraumkulisse entstand aus Polystyrolplatten, die gelb gestrichen wurden und eine Reihe angedeuteter Schalter und Geräte bekamen. Das Anfertigen der Fenster für die Führerstände und das anschließende Einkleben war noch mal eine schwierige Angelegenheit mit fünf Fehlversuchen. Entweder paßten die Scheiben nicht, verrutschen beim Enkleben oder Klebstoff quoll in die Fensteröffnungen. Das ganz wurde nicht gerade durch die Enge erleichtert, weil ich die Bleigewichte schon eingeklebt hatte.







Fazit
Aus dem Bausatz ist ein ungewöhnliches Modell entstanden, Dank der Umbauten mit sehr guten Fahrweigenschaften und durch die Anpassungen noch ein Stückchen vorbildgetreuer. Bis auf die Führerstände und die Siemensisolatoren paßten die Teile auf Anhieb, Nacharbeiten waren nur geringen Umfanges nötig. Mit einem Gesamtgewicht von fast 500 g ist sie ordenlich schwer geworden und kann sich, auch im schweren Zugdienst beweisen können.
So ausgestattet zieht sie Güterzüge mit fast 1,5 kg Gesamtmasse und 40 Achsen durch meine 800er Radien und über die 2%igen Steigungen. Mehr muß sie eigentlich nicht leisten können.

Problematisch sind noch sie Aufstiege, diese setzen auf der Bogenbrücke von Roco auf und stoßen an meine im bogen liegenden Bahnsteigkanten. Deshalb sind sie auf den Bildern noch nach innen gebogen. Der Motorwechsel brachte ein Mehr an Leistung, der beigelegte Faulhaber wäre mit diesen Zuglasten überfordert. Allerdings macht sich das Längsspiel des Topfmotors durch Geräusche in eine Richtung bemerkbar.
Das leichte Klemmen beim Einfahren konnte ich auch lokalisieren: Die Bremsbeläge der C-Achse, obwohl deutlich dünner geschliffen, kollidierten mit dem Blindwellegewicht. Nicht sehr stark, aber diese 1/100stel Millimeter reichten, um beim Anfahren und Abbremsen einen ungleichmäßigen Lauf der Lok zu verursachen.

Der Zeitaufwand für den zusätzlichen Fahrwerksumbau betrug noch einmal 4 Stunden, das Ganze hätte ich mir im Grunde schenken können, wenn ich nur auf mein Bauchgefühl gehört hätte. Die Schwierigkeiten hatte ich schon vermutet, wollte aber lieber mit weniger Zahnrädern auskommen. Fakt ist, daß ich wohl nie wieder versuchen werde, so einen Mischantrieb zu bauen. Während ich diese Zeilen schreibe, versuche ich mir vorzustellen, wie ich das Fahrwerk mit den Originalteilen hätte zum Laufen bekommen sollen. Ich glaube nicht, daß ich das auf die Reihe bekommen hätte. Umso mehr Hochachtung habe ich vor den Personen, die die Fertigmodelle für Westmodel bauen.

Insgesamt bin ich zufrieden, würde beim nächsten Bau aber einiges besser und anders machen.



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